Donnerstag, 22. Mai 2014

Sound im Pluriel: So wird der Citroen C3 MP3- und Bluetooth-tauglich

Französische Autos glänzen gern mit einer Wohlfühl-Ausstattung: Zentralverriegelung, elektrische Spiegel, Bordcomputer, Licht- und Regensensor, natürlich Klimaautomatik. Mein Citroen C3 Pluriel macht da keine Ausnahme. Dazu gehört auch das werksseitig verbaute Radio. Es klingt fein, empfängt ordentlich, hat eine Lenkradfernbedienung und spielt CDs. Bloß: Wer hat heute noch CDs? Und selbst wenn: mehr als 15 bis 18 Titel passen nicht drauf auf eine Silberscheibe. Man glaubt kaum, wie schnell man sich an einer solchen Scheibe überhört hat. Mein Pluriel hat unter dem Radio eine Ablagebox. Dort konnte man sich ab Werk einen 6x-CD-Wechsler einbauen lassen, doch der löst das Problem nur graduell. Außerdem: Der Erstkäufer meines Autos hat das Kreuz an dieser Stelle der Bestellung nicht gemacht.
Zum Glück gibt es Abhilfe. Im Netz finden sich Händler, die digitale Player der Marke Yatour anbieten. Diese kleinen Wunderkistchen bieten Anschlussmöglichkeit für moderne Speichermedien (USB-Stick, SD-Karte) und ersetzen den CD-Player. Ich wollte noch einen Schritt weiter gehen und eine Lösung haben, mit der ich nicht nur meine MP3s ins Auto bekomme, sondern auch mein Smartphone. Fündig wurde ich bei eBay, dort kaufte ich bei einem Anbieter namens AutoteileDresden24 ein Gerät mit der Bezeichnung „USB Aux MP3 Bluetooth Adapter Peugeot 206 307 406 607 807 RD3 Freisprechanlage“. Das Teil hat 85,90 gekostet.
Im Folgenden beschreibe ich, wie ich vorgegangen bin:
Wichtig: was ich hier schreibe, gilt nur für meinen C3 Pluriel, Erstzulassung Februar 2005. Welches Gerät Ihr braucht, müsst ihr gegebenenfalls selbst herausfinden, denn allein beim Pluriel wurde während der Bauzeit das Radio und die Stromversorgung mehrfach geändert.
Schritt 1: Herausfinden, welches Radio man im Auto hat. Beim C3 gibt es im Wesentlichen Radios von Siemens/VDO der Baureihen RD3 und RD4, es gibt auch noch RT3 und RT4, die haben Navis drin. Außerdem gab es Radios von Clarion, die äußerlich genauso aussehen wie die VDO-Radios – aber ganz anders funktionieren. Mit den Clarions gehen nämlich die Yatour-Player nicht.

Normalerweise müsste einem der Citroen-Händler anhand der Fahrgestellnummer heraussuchen können, welches Radio man im Armaturenbrett hat. Der Service-Mitarbeiter in der Citroen-Niederlassung am Frankfurter Ring zeigte sich damit überfordert: Er fand am Computer heraus, dass ich ein Clarion-Radio verbaut habe, „und da kann man gar nix anschließen“. Ich habe mir daraufhin bei eBay für 2,95 Euro zwei Montagebügel gekauft, mit der man das Radio aus dem Einbauschacht ziehen kann. Und siehe da: In meinem Auto sitzt ein RD3 von Siemens-VDO.
Schritt 2: CD-Wechslereingang freischalten lassen. Jeder halbwegs kompetente Citroen-Schrauber sollte mit der Diagnose-Software am Zentralcomputer des Wagens (BSI) den CD-Wechsler-Eingang freischalten können. Nach meinen tollen Erfahrungen am Frankfurter Ring habe ich diese Aufgabe der Citroen-Werkstatt Stern in München-Allach übertragen, die die Herausforderung souverän meisterte!
Extra-Tipp: Ich würde mir den Yatour-Player erst bestellen, wenn ich definitiv weiß, welches Radio ich habe und wenn mir einer definitiv den Wechslereingang freigeschaltet hat. Sonst funzt das ganze nämlich nicht.
Schritt 3: Player bestellen, bekommen, auspacken. Das Paket besteht aus dem Player selbst, der ist kleiner als eine Zigarettenschachtel. Dazu kommt ein Interface-Kabel zum Radio, außerdem ein Bluetooth-Empfänger, ein Mikrofon und ein Aux-In-Kabel. Die SD-Karte auf dem Foto war nicht dabei.


Schritt 3a: Speichermedium für Funktionstest vorbereiten. Der Yatour-Player simuliert einen CD-Wechsler, und das RD3-Radio hat sechs CD-Tasten. Also formatiert man eine SD-Karte oder einen USB-Stick mit FAT16 oder FAT32 (nicht NTFS oder was Exotisches) und legt für jede CD ein Verzeichnis an. Die Verzeichnisse heißen CD01 bis CD06. In jedes Verzeichnis können bis zu 99 MP3-Dateien gespeichert werden. Abgespielt werden sie in der Reihenfolge des Speicherzeitraums. ID3-Tags werden nicht gelesen.

Schritt 4: Einbau des Players. Werkzeug braucht man zum Einbau eigentlich keins, bis auf die Montagebügel zum Abziehen des Radios. Ich habe etwas Klettband genommen, um den Player, den Bluetooth-Empfänger und das Mikrofon im Auto zu befestigen. Außerdem etwas Gewebeband, um einige Kabel zu fixieren. Als erstes zieht man das Radio heraus und macht den Stecker von der Antenne ab. Dann steckt man den blauen Stecker des Interface-Kabels in den freien Steckplatz am Radio. In meinem Fall war der Steckplatz etwa dreimal so groß wie der Stecker. Ich habe den Stecker so reingesteckt, dass er rechts sauber einrastet. Wofür die anderen Kontakte sind, weiß ich nicht, man braucht sie auch nicht. Wenn man das Handschuhfach öffnet, dann fühlt man links vom Handschuhfach flexible Kunststoffschaummatten, die das Handschuhfach gegen das Armaturenbrett abdichten. Mit etwas Suchen findet man schnell eine Lücke, um das Interface-Kabel vom Radioschacht aus zum Handschuhfach durchzustecken. 
Hinten am Player gibt es eine kleine weiße Steckdose, dort wird das Kabel des Bluetooth-Empfängers angesteckt. Wer will, kann jetzt das Radio wieder locker in den Radioschacht schieben und einen ersten Funktionstest machen, also Radio an. Nach Erstinbetriebnahme fängt im Bluetooth-Empfänger eine rote Leuchtdiode das Flimmern an. Der Empfänger ist dann im Pairing-Modus. Also Smartphone anschmeißen, BT an und auf Suchen gehen. Wurde das Gerät gefunden, auf Verbinden drücken. Fragt das Handy nach einer Geheimnummer, lautet die „0000“. Sollte der Empfänger nicht mehr flimmern, sondern leuchten – oder sollte das Handy nix finden: Taste am Empfänger drei Sekunden lang drücken und nochmal probieren. Um Musik zu hören, das Speichermedium (also USB-Stick ODER SD-Karte) in den Player schieben und am Radio auf die CD-Wechslertaste drücken. Jetzt müsste im Multifunktionsdisplay so was wie „CD 05, 99 Tracks“ stehen. Dann dauert es ein paar Sekunden, und das Ding fängt an zu spielen. Hört ihr Musik? Super, dann ist das ja erledigt.
Schritt 5: Feinmontage. Den Player selbst habe ich mit zwei Streifen Klettband an die linke Seite des Handschuhfachs geklebt, so dass ich die Speicherkarte einfach wechseln kann. Wer sich sicher ist, seine Musik nur via BT vom Handy streamen zu wollen, könnte den Player auch noch besser verstecken, denn außer zum Speicherwechseln muss man da eigentlich nicht mehr ran. Dann habe ich das Kabel vom Handschuhfach durch den Radioschacht unter dem Lenkrad entlang und bis zum Sicherungskasten geführt. Dann an der Kante zwischen Armaturenbrett und Karosserie hoch zur A-Säule, dort bis zum Hochtöner, dort kommt das Kabel dann heraus und der BT-Empfänger liegt bei mir auf dem Armaturenbrett (links vom Tacho). Dort habe ich den Empfänger mit etwas Klettband fixiert. Der Empfänger muss während der Fahrt leicht zu erreichen sein, denn die Taste darauf dient zum Annehmen und Abbrechen von Telefonaten. Hinten am Empfänger sind zwei 3,5mm-Klinkenbuchsen. Eine ist die Buchse für das Mikrofon, die andere für eine nicht näher beschriebe Fernsteuerung, die man aber nicht braucht – und die der Händler auch nicht anbietet. Das Mikrofon habe ich mit Klettband oben an der A-Säule befestigt, und zwar dort, wo eine Nut um die Säule herum bis zum Türgummi geht. Das Kabel kann man dann prima unter dem Türgummi verschwinden lassen und es ansonsten so verlegen, wie das BT-Anschlusskabel schon liegt. Ich hatte am Ende mehrere Kabel in der Ecke, dort wo das Armaturenbrett mit dem Vorderwagen abschließt, Die habe ich dort mit etwas gewebeband fixiert. Ziel ist es, dass man den ganzen Zirkus ohne bleibende Schäden auch wieder rausbauen kann. Wer es stabiler und cleaner haben will, kommt kaum darum herum, ein paar Löcher zu bohren. Radio wieder reinschieben (vorher gucken, ob auch der Antennestecker wieder drauf ist). Fertig.
Schritt 6: Funktionstest – was kann das Zeug, was kann es nicht? Wenn ein Speicher im Player steckt, dann kann man mit den Tasten zwischen den einzelnen CD-Verzeichnissen hin- und herwechseln. Die einzelnen Lieder kann man über die Lenkrad-Fernbedienung oder die Tasten am Radio anwählen. In der Bedienungsanleitung werden mehrere Funktionen erwähnt, die der Player im C3 nicht kann, zum Beispiel Shuffle oder Scan. Grund: Diese Funktionen fehlen dem Radio. Wichtig: Im Player darf immer nur eine Datequelle angestöpselt sein, also entweder USB-Stick oder SD-Karte oder per Klinkenkabel eingestöpselter, externer Player. Wer einen externen Player anschließen will, sollte darauf achten, ihn nicht an die Bordstromversorgung zu hängen, das könnte brummen.
Schritt 7: Bluetooth-Funktionstest. Ich habe den Player mit meinem Google Nexus 4 gepairt. Ein Tonsignal aus dem Handy übersteuert das Signal aus dem Player. Bedeutet: Wenn man im Handy Musik laufen lässt, wird die Musik aus dem Handy wiedergegeben und nicht die aus dem Player. Schaltet man die Musik am Handy wieder ab (zum Beispiel durch antippen der Pasue-Taste), kommt nach ein paar Sekunden wieder die Musik aus dem Player. Dasselbe ist es mit Stimmansagen aus dem Navi oder – natürlich – bei Anrufen. Die Musik-Übertragung aus dem Handy erfordert ein Handy, das das BT-Profil A2DP beherrscht – eigentlich alle Smartphones können das. Die Qualität fand ich erstaunlich klasse. Man sollte die Wiedergabelautstärke und eventuelle Klangeinstellungen (Equalizer) am Handy vornehmen, bis der Klang passt. Ist die Lautstärke am Handy zu hoch, verzerrt die Musikwiedergabe. Noch ein Check: So lange die Anlage unter Strom steht, leuchtet im BT-Empfänger eine rote Lampe. Schaltet man das Radio aus und macht die Tür zu, dann muss die Lampe irgendwann mal ausgehen, sonst zieht das Teil ewig Strom. Also nach 20 Minuten mal gucken, ob alles aus ist. 
Was geht nicht (oder ich habe es noch nicht hinbekommen)? Es gibt keine Möglichkeit, die Musikwiedergabe des Players zu stoppen, also das Radio (im CD-Wechsermodus) anzuhaben, aber keine Musik aus dem Player zu hören. Das kann blöd sein, wenn man die Anlage nutzen will, um zum Beispiel die Ansagen des Navis auf dem Handy über Radio zu hören – aber man will keine Musik. Die Lösung ist banal: Speicherkarte entfernen. Was ebenfalls (bei mir) nicht geht, ist die Steuerung der Musikwiedergabe vom Handy über die Lenkradfernbedienung. Titel vor/zurück geht nicht. Ein Druck auf die Taste am BT-Empfänger setzt die Wiedergabe auf Pause, ein weiterer startet sie wieder. Was ich noch nicht ausprobiert habe: Lassen sich auch mehrere Handys mit dem BT-Empfänger pairen? Dann könnte meine Frau einfach ihr Handy benutzen, wenn sie fährt. Und werden Verkehrsdurchsagen eingeblendet? Ich nehme an, aber ausprobiert habe ich es noch nicht.
Aber insgesamt: Grandioser Kauf.