Mittwoch, 30. September 2009

Ausnahmezustand

Trotz massivem Aufgebot an Sicherheitskräften heile auf der Wiesn angekommen. Bis jetzt keine Taliban gesehen. Würden sich hier wohl auch nicht wohlfühlen mit der ganzen Gerstenkaltschale...

Posted via email from frank kemper's posterous

Sonntag, 27. September 2009

Warum Franz Müntefering jetzt (endlich) zurücktreten muss

Die SPD hat mal wieder ihr schlechtestes Wahlergebnis seit '49 eingefahren. In ersten Reaktionen vertrat SPD-Parteichef Franz Müntefering die Ansicht, das Programm der SPD bedürfe keineswegs einer grundsätzlicher Überarbeitung. Tja, Herr Müntefering, wieso sind dann mehr als zwei Millionen ehemalige SPD-Wähler heute nicht zur Wahl gegangen? Wieso hat die SPD seit 1998 (dem Amtsantritt der Regierung Schröder) mehr als die Hälfte ihrer Wählerstimmen eingebüßt? So sieht keine Krise aus - das ist eine kontinuierliche Abwärtsbewegung über ein Jahrzehnt! 

Es war in den Monaten (wenn nicht: Jahren) vor der heutigen Bundestagswahl nahezu körperlich spürbar: Die SPD ist einfach out. Und Leute wie Sie tragen daran die persönliche Schuld. Sie haben Undinge wie die Rente mit 67 mitbeschlossen, ohne dafür zu sorgen, dass Leute über 40 auch noch eine reelle Chance auf einen neuen Job haben. Ihre Partei hat mitgeholfen die Mehrwertsteuer auf 19 Prozent anzuheben - mehr als Sie selbst zuvor gefordert hatten. Ihre Partei hat mitgeholfen, dass die Bundeswehr in Afghanistan steht (was wollen wir dort?). Schließlich: Wir sind ja hier im Internet: Ihre Partei hat eine dermaßen lausige Internet-Politik gemacht, das tat schon weh. 

Dennoch: Ich habe heute SPD gewählt. Ein Fehler, ich weiß. Wird nicht wieder vorkommen, zumindest nicht so lange, wie Sie im Amt sind. Deshalb meine Forderung: Treten Sie zurück.

Heute noch. 

Freitag, 18. September 2009

Die Notruf-Lüge

Vor wenigen Tagen ist in München ein 50-jähriger S-Bahn-Passagier bei dem Versuch, eine Auseinandersetzung zwischen gewalttätigen Jugendlichen zu schlichten, zu Tode geprügelt worden.

Jetzt überschlagen sich die üblichen Verdächtigen mit ihren Ratschlägen: Mehr Videokameras müssen her! Es muss mehr Zivilcourage her!

Leider ist das alles dummes Zeug, denn die Stadt München bringt es noch nicht einmal fertig, dass ihre Notrufsäulen ihre Funktion erfüllen.

Vor einiger Zeit war ich selbst Opfer eines tätlichen Übergriffs in der U-Bahn. Seitdem weiß ich: In einer solchen Situation hilft einem niemand - nicht die anderen Fahrgäste und schon gar nicht die U-Bahn-Wache, die sich in München sonst gern so martialisch gebärdet.

Was ist damals bei mir geschehen? Ich war in der U-Bahnlinie 5 vom Hauptbahnhof in Richtung München-Laim. Es war gegen 19 Uhr, die U-Bahn war zu etwa 60% besetzt und ich saß auf meinem Sitz und hörte über Kopfhörer Musik. Plötzlich hörte ich – trotz Kopfhörer – einen Mann im Waggon herumbrüllen. Ich nahm die Kopfhörer ab und hörte, wie ein ungefähr 60-jähriger, bayerisch sprechender Mann mehrere junge Mädchen (mit Migrationshintergrund) im Alter zwischen ca. 15 und 20 aufs Unflätigste beschimpfte. Die Frauen hatten dem Mann offensichtlich nichts getan, aber er brüllte sie unablässig an. Schließlich stand eine von den Frauen auf und erwiderte, dass sie sich so was nicht gefallen lassen müsse, was den Mann erst recht in Rage brachte. Es fielen Worte wie „Schlampe“, „fette Sau“ und „Hartz-4-Empfängerin“.

Ich stand auf und ging zu der Bank, auf der der Mann saß, und sagte ihm klar und deutlich, dass er sich mäßigen und mit den Beleidigungen aufhören solle. Daraufhin wendeten sich die Aggressionen des Mannes gegen mich. Er schrie mich an, ich solle mich nicht einmischen, und fing dabei an, immer wieder nach mir zu schlagen. Auch ich wurde als „fette Sau“ bezeichnet. Als der Mann immer aggressiver wurde, warnte ich ihn, wenn er damit nicht aufhören würde, würde ich ihn bei der Polizei anzeigen – was seine Aggression immer weiter steigerte. Die Situation war skurril: Ich bin zwei Meter groß und wiege rund 140 kg. Der Mann war etwa 1,60 Meter groß und rund 20 Jahre älter als ich. Ich an seiner Stelle hätte jetzt mal nachgegeben, aber er fing an, immer härter zu schlagen und mir solche Dinge zu sagen wie „Na, dann zeig’ mich doch an, Du Sau mit deinem Scheiß-Handy“.

Damals funktionierten Handys noch nicht in der Münchner U-Bahn, erst seit wenigen Wochen hat man zwischen Oktoberfest und Hauptbahnhof Empfang. Ich konnte also nicht die Polizei rufen, die Attacken des Mannes wurden immer aggressiver und wanderten immer mehr in Richtung meines Gesichtes – ich bin übrigens Brillenträger. Daraufhin beschloss ich, mich zur Wehr zu setzen: Ich drängte den Mann gegen die Wand des U-Bahnwaggons und wollte ihn mit meinem Gewicht daran hindern, weiterhin nach mir zu schlagen. Er schlug wie verrückt um sich, riss an meinem Hemd, das daraufhin einen Knopf verlor, und brüllte ohne Unterlass Beleidigungen und Drohungen, zum Beispiel: „Dich Sau kenn ich, ich warte auf Dich, Dich mache ich fertig.“

Als offensichtlich war, dass ich mit dem Mann in eine Rangelei verwickelt war, da kam tatsächlich Leben in die anderen Fahrgäste. Sie kamen zu uns und sagten zu mir: „Lassen Sie doch den alten Mann in Ruhe, der ist doch besoffen“ Es fielen auch Bemerkungen wie „Mischen Sie sich nicht ein“, und der Gerechtigkeit halber muss ich sagen, dass ein Fahrgast auch den Mann aufgefordert hat, endlich aufzuhören. Hilfe von den anderen Fahrgästen? Keine Spur.

Auf dem Bahnsteig am Laimer Platz, wo alle Fahrgäste ausstiegen, ging es dann weiter: Beleidigungen, Beschimpfungen, Schläge in meine Richtung. Ich sagte dem Mann weiterhin, er solle damit aufhören – ohne Erfolg. Also suchte ich den Bahnsteig nach dem Kasten mit dem Notrufknopf ab und sagte dem Mann, wenn er jetzt nicht aufhören würde, würde ich den Notruf auslösen. Seine Reaktion: „Mach doch, Du fette Sau, ich warte draußen auf Dich, ich mach Dich fertig.“

Dann habe ich den Notrufknopf betätigt.

Etwa 30 Sekunden lang passierte gar nichts (Freizeichen), dann meldete sich ein Mann. Ich habe ihm gesagt was los war, er hat mir daraufhin langatmig erklärt, dass alle Bahnhöfe videoüberwacht seien und dass ich jetzt zur Polizei gehen könnte und dort die Aufnahmen einsehen könnte. Das war jetzt nicht die Art von Hilfe, die ich erwartet hatte, und das sagte ich dem Mann auch. Er fragte mich, was ich mir denn vorgestellt habe. Ich antwortete: „Dass jemand kommt und mir hilft.“ Daraufhin rechnete er mir vor, wie viel Personal man bräuchte um so was zu gewährleisten (er kam glaube ich auf 176 Leute). Ich antwortete, dass ich das angesichts der Steuern die ich zahle, nicht übertrieben fände und beendete das Gespräch.

Wenn ich diese Situation, die ich erlebt habe, analysiere, drängen sich mir ausgesprochen unerfreuliche Schlussfolgerungen auf:

  1. Wenn man in der Münchner U-Bahn tätlich angegriffen wird, hilft einem niemand.
  2. Wenn man jemandem zur Hilfe kommt, der attackiert wird, dann sollte man das lieber lassen, denn das bringt nur Ärger.
  3. Wenn man jung und Ausländer ist, dann sollte man mit der U-Bahn auf alles gefasst sein.
  4. Wenn man dagegen Deutscher und Rentner ist, am besten noch betrunken, dann kann man machen was man will, es wird keine Konsequenzen haben.
  5. Wenn man einen solchen randalierenden Rentner zur Raison bringen will, dann wendet man am besten konsequent präventive Gewalt an. Denn schließlich greift bei Gewalttaten ohnehin niemand ein.
  6. Wenn man weder Ausländer noch Rentner und auch nicht gewalttätig ist, dann vermeidet man am besten eine Fahrt in der Münchner U-Bahn. Und wenn es sich nicht vermeiden lässt: Am besten wegschauen, bloß nicht einmischen, gibt nur Ärger.
  7. Die Kästen mit dem Notrufknopf hängen offenbar nur als Design-Elemente auf den Bahnhöfen. Eine Funktion haben sie nicht. 

Übrigens, wie ich jetzt gehört habe, hatten auch die Notruf-Kästen am S-Bahnhof Solln, wo der Passagier erschlagen wurde, keine Funktion. Sie wurden angeblich von der Privatbahn BOB aufgestellt und wegen eines Kompetenzgerangels mit der Deutschen Bahn nicht in Betrieb genommen. Dort draußen gibt es zwar Handy-Empfang, aber wozu? 

Es kommt ja doch niemand, wenn man Hilfe braucht.


Montag, 14. September 2009

Man muss ja am 27. September nicht die Piraten wählen...

... aber man sollte sich vielleicht doch mal dieses Video anschauen, bevor man sein Kreuz bei der CDU/CSU macht



(Sound dringend erforderlich)

Sonntag, 13. September 2009

Dienstag, 8. September 2009

Kreisen um sich selbst


Jetzt ist es raus. Das Internet-Manifest, in dem 15 überwiegend selbst ernannte Alpha-Blogger dem Rest der Welt erklären, wie Journalismus in Zukunft funktioniert. Darunter natürlich die üblichen Verdächtigen: Lobo, Sixtus, Niggemeier. Gibt's jetzt auch auf englisch. Ohmygod! Komisch, das Don Alphonso nicht dabei war, das wär' doch seine Kragenweite gewesen.

Den meisten Journalisten ist eine gewisse Eitelkeit eigen, ich kenn' mich da aus, schließlich bin ich selbst einer. Aber die Art und Weise, wie sich die "Deutsche Internet-Mafia" (Zitat aus einem Kommentar zum "Internet-Manifest") da selbst wichtig nimmt, das hat schon eine eigene Klasse. Wer sich selbst - so wie zum Beispiel ich - den ganzen Tag mit dem Internet beschäftigt, der verliert leicht den Blick dafür, dass es a) noch eine andere Realität gibt als die des Internet und dass b) die News-Vermittlung im Internet beileibe noch nicht das Niveau erreicht hat, dass sie wirklich fundiert irgendeines der klassischen Medien ersetzen könnte. Man sieht es einfach sehr deutlich daran, dass das Agenda-Setting der wirklich wichtigen Themen nach wie vor von klassischen Medien betrieben wird, also von Print-Redaktionen und (seltener) von TV-Stationen. Eine schnelle Google-Suche fördert oft eine Flut von bis auf den letzten Buchstaben gleichen Textversionen einer und derselben Meldung zutage. Also, echter Journalismus geht anders.

Der wortgewaltige Ex-RTL-Chef Helmuth Thoma hat mal den unsterblichen Satz gesagt: "Das einzige, womit der Fernsehzuschauer interagieren will, das ist sein Kühlschrank." Diese Weisheit gilt nach wie vor - auch für die überragende Mehrheit der Internet-Nutzer. Die meisten sind einfach zu schüchtern, zu bequem und zu ängstlich, um sich selbst im Internet zu exponieren. Sie sind die klassischen Rezipienten von Nachrichten, nicht aber die Sender. Das ist auch gut so, schließlich haben die meisten Menschen Besseres zu tun, als den ganzen Tag über Messages an die Crowd zu brüten. Ihr Leben leben zum Beispiel.

Wir leben in Zeiten des Hypes, und mir macht dieser Hype ein wenig Angst, weil ich mich sehr gut daran erinnern kann, wie die DotCom-Blase geplatzt ist, damals vor knapp acht Jahren. Heute sind wir wieder so weit. Wir behandeln den Microblogging-Dienst Twitter wie eine Naturgewalt, nur weil das Teil Zuwachsraten hat wie im Fieber. Vielleicht habe ich ja nicht die richtigen Follower (rund 200 sind es, die jeden meiner Tweets auf ihren Schirm bekommen), aber in den Tweets, die ich so verfolge, geht es in 30 Prozent aller Fälle um Twitter und neue Twitter-Tools, und mindestens weitere 30 Prozent dienen der eigenen Profilierung in der Community: Schaut mal, was ich Tolles gemacht habe. Als ich neulich meine Follower mal um ihre Meinung über eine Zusammenarbeit zwischen Yahoo und Microsoft gebeten habe, kam exakt null Reaktion, nada. Interaktion? Fehlanzeige.

Also, die Herren SelbstdarstellerAlpha-Blogger haben jetzt erklärt, warum der Journalismus in Zukunft ganz anders laufen muss. Als Kontrapunkt setze ich mal den sehr intelligenten Aufsatz meines Freundes und Kollegen Jens Arne Männig: er erklärt, warum er kaum noch in Social Communities unterwegs ist.

   

Montag, 7. September 2009

Bitte loggen Sie sich ein

15 Tage noch, sagt die Website. dann geht sie los, die dmexco. dmexco, das steht nicht etwa für eine mexikanische Airline, die im Auftrag der CIA Drogen transportiert, sondern für Digital Marketing Exposition and Conference, die Leitmesse für Online-Marketing, die in diesem Jahr in Köln Premiere feiert. Zuerst hieß das gute Stück Dmex, dann wurde das "co" noch drangehängt, offiziell um das feine Kongressprogramm zu betonen. Böse Zungen behaupten: Der Männersender Dmax hatte was dagegen.

Die Website zur Dmexco macht mächtig Eindruck, coole Grafik, viele Mouse-Over-Effekte, tolles Online-Ticketing (Jedes Ticket trägt einen QR-Code, Schäuble hätte seine Freude dran).

Allerdings, der Teufel steckt im Detail: Zwar bietet die Seite die Möglichkeit, sich einen Messeplaner zusammenzustellen, um aus den 270 Ausstellern diejenigen herauszusuchen, die man besuchen will. Und es gibt auch ein Modul namens Matchmaking, das haben die Dmexco-Macher von der OMD 2009 geklaut übernommen. Un diese Funktionen zu nutzen muss man sich jedoch vorher einloggen.

Die Frage stellt sich bloß: Wo?

Ich habe keinen Login gefunden, meine Frau auch nicht. Wenn Ihr einen findet, lasst es mich wissen. Andererseits: Kann ja nicht so schwer sein, so einen Login-Button da irgendwo reinzufrickeln, und noch sind ja zwei Wochen Zeit;-)

Ach, übrigens: Das hier war der einhundertste Beitrag in diesem Blog. Ich danke für die Aufmerksamkeit