Dienstag, 17. Februar 2009

Das billige Geschäft der Panikmacher


Glaubt man den Scharfmachern von Spiegel Online, dann geht demnächst die Welt unter. "Wirtschaftskrise: Exporteure erwarten schlimmstes Jahr seit 1949" titelt der Online-Ableger des eigentlich mit einer halbwegs intakten journalistischen Reputation gesegneten Wochenmagazins. Ohmygod, 1949, das war kurz nach dem Krieg, überall Trümmer, Mercedes dengelte - in Ermangelung moderneren Materials - weiterhin in bescheidenem Maßstab Vorkriegslimousinen zusammen, und die Mercedes-Arbeiter waren froh, wenn sie zuhause ein warmes Essen und einen warmen Ofen vorfanden. Das war damals nämlich nicht so selbstverständlich, wie es heute scheinen mag. Westberlin wurde von den Sowjets blockiert, und dort war die Lage so schlecht, dass die US-Hilfsorganisation Care Pakete verteilte, wie das Bild oben rechts zeigt.

Auf dieses Niveau wird uns die Wirtschaftskrise also zurückwerfen? Bullshit, natürlich nicht. Das Deutsche Insitiut für Wirtschaftsforschung (DIW) schätzt, dass die deutsche Wirtschaftsleistung 2009 gegenüber dem Vorjahr um über 3% zurückgehen könnte. Damit wären die Zuwächse der letzten beiden Jahre wieder zunichte gemacht.

Das ist unschön, aber das DIW - und am besten auch der verantwortliche Redakteur bei Spiegel Online - sollte doch einfach mal einen beliebigen Bewohner einer Mietwohnung fragen, wie sich in den vergangenen zehn Jahren die Miete seiner Wohnung entwickelt hat, und zwar im Vergleich mit seinem Nettogehalt. Dass normale Arbeitnehmer heute viel weniger Geld in der Tasche haben, das ist die eigentliche Krise.

Vor ein paar Monaten hat ein Wirtschaftsweiser, ich glaube es war Bert Rürup, vorgeschlagen, sämtliche Wirtschaftsforschungsinstitute sollten einfach einmal eine Weile darauf verzichten, Prognosen zu veröffentlichen. Es bestünde nämlich die Gefahr, dass die Institute in ihrem Drang, sich zu profilieren, die Situation viel schlechter redeten als sie in Wirklichkeit sei.

Leider hat sich an diese Empfehlung kein namhaftes Institut gehalten. Und die Schlagzeilendrescher von SpOn & Co. machen dieses billige Geschäft nur allzugern mit.

1 Kommentar:

  1. Wie wahr. Die Journaille, die die Krise immer schlimmer schreibt, macht sich zum Erfüllungsgehilfen aller Unternehmer, die jetzt unter dem Vorwand der Krise Leute entlassen.

    Irgendwann werden diese Leute dann wieder eingestellt, aber zu wesentlich schlechteren Bedingungen. Darüber sollten die Schreiberlinge von Spiegel und Co. mal nachdenken.

    Misantropia

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