Aufmerksame Leser dieses Blogs werden es wissen: Ich bin BMW-Fahrer. Seit zehn Jahren nenne ich einen BMW 325i Cabrio mein Eigen. Das gute Stück ist inzwischen 17 Jahre alt und hat rund 195.000 Kilometer auf der Uhr. Ich wäre vielleicht auch gern BMW-Motorradfahrer, die nebenstehende BMW R 1150 GS tät' mir eventuell taugen. Aber dazu später.
Seit drei Wochen steht mein Cabrio in der Werkstatt. Natürlich nicht in einer BMW-Werkstatt, was nicht nur preisliche Gründe hat. Als ich den Wagen 1999 kaufte, war er sieben jahre alt und in meinen Augen quasi neuwertig. Ein solch luxuriöses Auto (Sechszylinder, Leder, Automatik, Elektrodach) hatte ich noch nie besessen, und für den Erhalt der zweijährigen Gebrauchtwagengarantie ließ ich den Wagen ausschließlich bei BMW-Werkstätten warten. Eines Tages stand eine große Inspektion an, außerdem waren ein paar Sachen zu machen. Der Wagen stank im Leerlauf nach Sprit, die Zentralverriegelung hakte, die Automatikantenne ebenso. Und die Innenbeleuchtung schaltete sich nicht mehr ab, wenn man die Tür zuschlug. Zuvor war sie immer zehn Sekunden nach dem Schließen der Tür ausgegangen, jetzt ging sie gar nicht mehr aus. Dem Meister, der den Wagen entgegennahm, sagte ich: "Ich bin ja kein Automechaniker, aber früher war nach dem Schließen der Tür immer hier hinter dem Armaturenbrett ein leises 'klick' zu hören. Jetzt klickt es nicht mehr und das Licht geht nicht mehr aus. Ich vermute einen Zusammenhang."
Als ich den Wagen abholte, stank er nicht mehr nach Sprit. Die Zentralverriegelung hakte immer noch, die Automatikantenne ebenfalls, dafür standen satte 2015 D-Mark auf der Rechnung, das waren zehn Prozent des Kaufpreises. Nachdem ich mich von meinem kurzzeitigen Herzstillstand erholt hatte, zahlte ich, nahm mein Auto, fuhr ins Büro zurück - und merkte zunächst, dass die Armaturenbrettbeleuchtung zur Hälfte ausgefallen war. Dann machte ich die Tür zu - und das Innenlicht ging sofort aus, die Verzögerung war weg! Ich machte auf der Stelle kehrt, fuhr den Wagen zurück in die Werkstatt und beschwerte mich. Die Reaktion des meisters: "Na, wenn Sie da auch irgend so einen Verzögerungsschalter eingebaut haben..." (Anmerkung: Bei diesem Auto war die Innenlichtverzögerung natürlich ab Werk serienmäßig). Für das Auswechseln der durchgebrannten Birne in der Armaturnbrettbeleuchtung stelte er mir eine Arbeitszeit von einer Stunde in Aussicht. Derzeit ginge es aber nicht, ich müsse noch einmal einen Termin machen...
Zwei Tage später rief ein Marktforschungsinstitut im Auftrag von BMW an: Sie haben doch vor kurzem Ihren BMW bei der Werksniederlassung in München gehabt. Wie zufrieden waren Sie denn mit dem Service...
Ich habe aus meinem Herzen keine Mördergrube gemacht.
Bereits am nächsten Tag rief ein Mann an, stellte sich als der neue Service-Leiter der BMW-Niederlassung vor und meinte, er habe gerade die aktuellen Ergebnisse der Kundenbefragung bekommen. Offenbar sei ich nicht zufrieden...
Ich habe ihm zemlich drastisch klar gemacht, dass das einzige, was bei dieser Serviceleistung das Attribut "Premium" verdient hat, ja wohl der Rechnungsbetrag gewesen sei. Wir verblieben so, dass ich ihm mein Cabrio noch einmal zwei Tage in die Werkstatt stellen und so lange einen Leihwagen bekommen sollte. Er versprach, sein Bestes zu geben. Immerhin bekamen die Schrauber einige Probleme auf die Reihe und machten auch Bekanntschaft mit dem so genannten Komfort-Relais, Kostenpunkt 14 Mark, das ausgefallen war und für das Dauerlicht im Innenraum sorgte. Anschließend versuchte noch ein übermotivierter BMW-Verkäufer, mich davon zu überzeugen, dass mein 3er mit seinen neun Jahren und 130.000 km auf dem Buckel nun doch in die Jahre gekommen sei, und ob ich nicht einen Neuen...
An diesem Tag im Jahr 2001 war mein Cabrio das letzte Mal in einer BMW-Werksniederlassung. Seitdem macht ein freier Schrauber, was zu machen ist - und er macht es für noch nicht einmal das halbe Geld.
Gestern rief BMW wieder an. Ob denn alles mit meinem BMW in Ordnung sei, wollte der Mann wissen, ob ich irgendwelche Beratung bräuchte, ob ich noch zufrieden sei.
Ich antwortete: "Der BMW steht bei einer freien Werkstatt, die kümmern sich um den Wagen. Ich fahre im Moment ohnehin mehr Motorrad. Ich könnte mir auch ein BMW-Motorrad vorstellen, aber als ich das letzte mal in einer BMW-Niederlassung war und 45 Minuten verschärftes Kaufinteresse signalisierte, hielt es keiner Ihrer Kollegen für geboten, mir seine Aufmerksamkeit zu schenken."
Das saß. Der Mann am Telefon geriet nun mächtig ins Rudern bei dem Versuch, mich bei der Stange zu halten. Zumal er absolut nicht die geringste Ahnung von Motorrädern zu haben schien - wen lässt BMW bloß auf seine Kunden los? Ich würde mich also für ein BMW-Motorrad interessieren, welches denn? Antwort: Eher eine Gebrauchte, zum Beispiel eine 1150 GS - "Wie heißen die Buchstaben am Ende nochmal?".
Naja, wie soll er das auch wissen? Die BMW R 1150 GS war zu ihrer Zeit das meistverkaufte Motorrad der BMW-Palette, heute ist es die R 1200 GS. Ohne die GS-Modelle gäbe es die Motorradsparte von BMW heute vermutlich gar nicht mehr.
Immerhin machte er das einzug Richtige: Er versprach, die ganze Angelegenheit an die BMW-Motorradniederlassung weiterzugeben. Von dort bekam ich zwei Stunden später einen Anruf.
Am 6. Juni bekomme ich für zwei Stunden eine R 1200 GS zum Probefahren. Ich werde ihr mal meine Hausstrecke zeigen. Dann weiß ich, ob es sich lohnt, darauf zu sparen.
Ach ja, aus 2009 aber immer wohl immer noch so aktuell wie eh und je )o:
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