Heute habe ich etwas Tolles gemacht: Ich habe mit der Telekom, Warner Music und dem Musiker Sasha ein legales Geschäft gemacht. Ich bin zufrieden, sie hoffentlich auch. Das kann der Beginn einer großen Freundschaft werden.
Was ist geschehen?
Heute habe ich auf Musicload.de, dem Musik-Downloadportal der Telekom, ein Musikalbum gekauft, und zwar "Good News On A Bad Day" von Sasha, erschienen vor ein paar Wochen auf Warner Music. Das Besondere daran: Musicload hat mir die Titel im MP3-Format ausgeliefert, hoch auflösend mit 256 kbit/s codiert - und ohne Digital Rights Management (DRM).
Ohne DRM, das bedeutet: Ohne Kopierschutz. Ich kann die Musik, die ich gekauft habe, auf jedem Computer abspielen, auf dem ich es möchte, nicht nur auf dem, mit dem ich die Daten bei Musicload heruntergeladen habe. Ich kann die Musik auf jedem portablen Musikplayer spielen, weil so ziemlich jeder portable Musikplayer mit MP3 klar kommt. Ich kann die Musik auf CD brennen, zum Beispiel für's Auto, denn das hat einen CD-Wechsler, aber kein MP3-Radio.
Kurz: ich kann mit der Musik, die ich gekauft habe, machen, was ich will. Ich könnte die Daten sogar bei einer illegalen Musiktauschbörse einstellen und anderen Leuten unentgeltlich weitergeben, aber was hätte ich davon. Warner Music hat mich nicht betrogen, ich werde Warner Music nicht betrügen.
Diese Entscheidung ist mir nicht immer leicht gefallen, denn in den letzten Jahren hat mich die Musikindustrie wie einen gemeinen Dieb und Betrüger behandelt. Es ging los vor ein paar Jahren, als die großen Labels plötzlich anfingen, ihre CDs mit einem Kopierschutz zu versehen. Dieser Kopierschutz war eigentlich gar keiner, es war ein Abspielschutz. Er sollte dafür sorgen, dass eine CD nur in einem CD-Audioplayer abgespielt werden kann, nicht aber in einem CD-ROM-Laufwerk eines Computers. Denn, so die Logik der Plattenlabels: Wer eine CD in einen Computer steckt, der tut dies nur, um davon Raubkopien zu machen. Dass man sich vielleicht eine CD fürs Auto brennt, in dem man die teuren Originale nicht herumfahren will, dass man vielleicht die CD im Computer hört, während man irgendwelche Texte schreibt - egal. Seit 1975 kaufe ich Schallplatten, seit 1985 kaufe ich CDs. ich habe schon tausende von Euros für Alben ausgegeben, und nicht immer waren sie ihr Geld wert. Und jetzt wollte mir die Musikindustrie vorschreiben, mit welchem Gerät ich meine Platten abspiele? Als ich einen CD-Portable fürs Auto anschaffte, der auch MP3s konnte, verschärfte sich das Problem: Dieses Gerät hatte regelmäßig Schwierigkeiten mit kopiergeschützten Audio-CDs, da diese die Audio-CD-Normen nicht einhielten (bei Heise online bürgerte sich dafür die Bezeichnung Un-CD ein). Meine Verunsicherung wuchs: Bei jeder CD, die ich kaufte, kam die nagende Frage: Wird sie auch auf allen Playern laufen, auf denen sie laufen soll?
Offenbar war ich nicht der Einzige, dem der Spaß am Plattenkaufen vergangen war, denn seit Ende der 90er Jahre sind die CD-Verkäufe rückläufig. Ich habe dann eine ganze Weile meine musikalischen Bedürfnisse auf Tauschbörsen wie Audio Galaxy oder Napster gestillt. Immerhin hat die Telekom damals gut an mir verdient: So manche Nacht lief der Download via ISDN-Kanalbündelung nonstop durch. Dann mussten Napster & Co. schließen, von der Musikindustrie mit horrenden Schadensersatzklagen überzogen. Meine Neigung, im Plattenladen CDs zu kaufen erlahmte fast völlig.
Vor ein paar Jahren habe ich das erste Mal ein Album online gekauft. Grundsätzlich eine feine Sache: Man ist an keine Ladenöffnungszeiten gebunden, und wenn man irgendwo ein interessantes Lied hört, kann man sofort im Netz nach der Platte fahnden. Man kann die Stücke vorher probehören, anschließend werden sie auf den eigenen Rechner geladen, was dank DSL sogar recht schnell geht. Alle Titel sind korrekt getaggt, so dass der Musikplayer auch Tiel und Interpret richtig zuordnen kann. Allerdings hat die Musikindustrie ihre Online-Kunden immer noch wie Betrüger behandelt: Die Musik kam im wenig beliebten Windows-WMA-Format und war kopiergeschützt. Wer wie ich einen Mediastreamer an der Stereoanlage hängen hat, ist dabei eigentlich gekniffen, denn die DRM-geschützten WMA-Songs laufen nur auf dem PC, auf dem sie heruntergeladen wurden, nicht jedoch auf dem Mediastreamer. Immerhin darf man von den teuer bezahlten Stücken eine Audio-CD brennen. Diese CD ist dann nicht mehr kopiergeschützt, also rippte ich die frischgebrannte CD mit einem MP3-Encoder und verwandelte so die WMV-Files in MP3-Songs, die überall liefen wo ich wollte. Zeitaufwand: ein bis zwei Stunden pro gekauftem Album.
Jetzt mal ehrlich: Behandelt man so seine Kunden?
Offenbar lieber nicht. Die Verluste der Musikindustrie hielten an, die Zahl der illegal heruntergeladenen Musikstücke wuchs. Kein Wunder, denn das, was die Labels einem legal anboten, war ja nun eher eine Provokation als ein Geschäftsmodell.
Vor etwa zwei Jahren kamen die ersten Vorstöße in Richtung Angebote, die den zahlenden Kunden nicht kriminalisiseren und ihm das geben, was er eigetlicch will: Musik, die er überall dort abspielen kann, wo er das für richtig hält. Zuerst in den USA. Warum nicht bei uns?
Anfang des Jahres 2009 kam dann der Paukenschlag: Nahezu zeitgleich kündigten Apple und die Telekom an, in ihren Musikbörsen künftig fast nur noch Musik im offenen MP3-Format zu verkaufen. Anfang März legte Musicload nach und kündigte an, entgegen seiner Planung schon jetzt mit dem MP3-Verkauf zu beginnen. Offenbar hatten sich die Majors noch einmal ihre desaströsen Zahlen angesehen und dabei deutlichen Handlungsbedarf verspürt.
Heute habe ich Musicload das erste Mal ausprobiert. Der Download des Albums von Sasha hat gute zehn Minuten gedauert, schließlich mussten 87,6 MB an Daten durch die DSL-Leitung wandern. Doch die paar Minuten warte ich gern, wenn ich dafür eine so hohe Bitrate bekomme: 256 kbit/s sind schon verdammt nah an der CD.
Ein paar Verbesserungsvorschläge hätte ich noch: Wenn jemand, so wie ich, das ganze Album kauft, sollte eigentlich ein PDF vom Booklet dabeisein, eine Playlist im m3u-Format wäre auch sehr hilfreich. Und über den Preis könnte man durchaus auch noch einmal reden: 13,95 Euro habe ich bezahlt - die CD im Jewel Case mit Booklet kostet im Handel gerade mal einen Euro mehr. Aber, liebe Jungs von Warner Music, grundsätzlich ist das schon mal ein ganz, ganz großer Schritt in die richtige Richtung - auch wenn das Album vermutlich nicht Sashas bestes war. Und den Rest kriegt Ihr auch noch hin...
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