Freitag, 16. Juli 2010

A Bad Day Sailing...

...is better than a good day working, sagt der Englischmann und hat damit - wie so oft - völlig recht. Also habe ich mir heute einen Tag Urlaub und den fähigsten Fockschoter aus meinem gesamten Bekanntenkreis genommen, bei unserem bevorzugten Marineausrüster eine Rennyacht ausgefasst und bin in See gestochen. In den Ammersee, um präzise zu sein. Jetzt war gerade mal ein Moment Flaute, gerade lang genug, um eine Runde zu schwimmen und diesen Beitrag zu schreiben. Jetzt geht wieder etwas Wind, also weiter.

Posted via email from frank kemper's posterous

Freitag, 9. Juli 2010

Fahrt im Tesla Roadster: Das flüsternde Biest

München, Blumenstraße 17, direkt am Altstadtring: Wir stehen vor dem Showroom von Tesla Motors, einer der jüngsten und innovativsten Autofirmen der Welt. Das Lokal, in dem vorher ein Designermöbel-Laden saß, ist gerade groß genug, um drei Tesla Roadster ansprechend zu präsentieren - bislang das einzige Produkt des 2003 gegründeten Unternehmens. Die Münchner Niederlassung gibt es bereits seit September 2009, obwohl ihre Adresse noch nicht Eingang auf die Tesla-Website gefunden hat. Ich bin eingeladen zu einem Get-Together. Anlass ist die Präsentation des verbesserten Modells 2.5, außerdem ist Tesla gerade an die Börse gegangen. Warum genau ich eingeladen wurde, weiß ich nicht. Vielleicht, weil ich auf Twitter Zero Motorbikes folge, den kalifornischen Elektromotorrad-Pionieren. Vielleicht auch, weil ich im Frühjahr 2009 in der Mittagspause Craig Davis, den Europachef von Tesla Motors, über den Weg lief. Er stand auf dem Parkplatz vor dem Sofitel Bayerpost in der Münchner Innenstadt neben einem Tesla Roadster mit britischer Zulassung - und suchte nach einer Steckdose, um sein Fahrzeug wieder aufzuladen. Wir tauschten Karten aus, ich sagte, ich würde gern mal einen Tesla probefahren, er versprach, an mich zu denken, sobald man in München eine Niederlassung habe. Er hat mich offenbar nicht vergessen.
Sarah Zimmermann, die deutsche Tesla-Pressefrau nimmt mich in Empfang. Sie freut sich sehr, dass ich gekommen bin, wir machen zwei Minuten Smalltalk, bevor ich konkret werde: Ich will eine Runde drehen, deshalb bin ich hier. Sie mustert mich von oben bis unten und schlägt eine Sitzprobe vor. Der Vorführwagen parkt neben dem Showroom und hängt an einer Strom-Tanksäule, die die Münchner Stadtwerke hier werbewirksam hingebaut haben.
Der Tesla Roadster basiert auf der Lotus Elise (englische Autos sind immer weiblich), er wird auch in England bei Lotus gebaut. Doch während die Elise von einem frisierten Toyota-Vierzylindermotor angetrieben wird, besitzt der Tesla Roadster einen Elektroantrieb. Warum Tesla-Gründer Elon Musk sich für den knackigen - und von praktischem Nutzwert weitgehend befreiten - Sportflitzer Elise als Basis für sein Elektro-Auto entschieden hat, wird deutlich, wenn man etwas über die Philosophie hinter dem Projekt liest. Musk hat nämlich ganz richtig analysiert, dass alle bisherigen Elektrovehikel nichts waren, was man mit Begriffen wie "Fahrspaß" assoziieren würde. Ein City-EL oder ein Twike, um mal zwei Vertreter der aktuellen, deutschen Elektromobilität zu nennen, tragen nämlich ein Riesen-Problem mit sich herum: Sie kombinieren den Preis für ein vollwertiges Auto der Golf- bis Passat-Klasse mit dem Nutzwert eines Motorrollers und dem Aktionsradius einer Straßenbahn. Bei rollenden Verzichtserklärungen wie den genannten beiden Modellen steht der Verdacht im Raum, dass sie sich an Leute wenden, die im Grunde nicht gern Auto fahren und dies eigentlich am liebsten vermeiden würden. Der Twike ist gar gegen Aufpreis mit Fahrradpedalen lieferbar - politisch korrekter geht es gar nicht mehr.
Das Auto, das Musk im Sinn hatte, sollte anders aussehen: Es sollte Spaß beim Fahren machen, und dabei seinem (wohlhabenden) Besitzer ein ökologisch reines Gewissen bereiten. Ein Tesla Roadster in Grundausstattung kostet in Deutschland knapp 100.000 Euro. Dafür bekommt man etwa drei Twikes - aber noch nicht mal einen Audi R8, dessen Preis geht bei gut 120.000 Euro los. Ich erwähne den Audi nicht ohne Grund, denn einer der Gäste hat seinen R8 direkt vor dem Tesla-Showroom geparkt.
Die 100.000 Euro sind beim Tesla nur der Anfang, klärt mich Frau Zimmermann auf, als wir zum gelben Vorführwagen gehen. "Der hier kostet wohl eher 130.000." schätzt sie und verweist auf die zahlreichen verbauten Carbonteile. Dann folgt die Sitzprobe - und eine herbe Enttäuschung: Der Wagen ist innen definitiv zu eng, als dass ich ihn fahren könnte. Wer schon einmal im Mazda MX5 der ersten Generation gesessen hat, weiß, was ich meine: Bis 1,85 geht alles problemlos, aber für Zweimetermänner ist das Auto nicht gemacht. Mühsam falte ich mich auf dem Beifahrersitz zusammen, das nicht vorhandene Dach erweist sich als ausgesprochen nützlich beim Ein- und Aussteigen. Frau Zimmermann übernimmt das Steuer, überprüft den Ladezustand - und steigt noch einmal aus, um das Ladekabel auszustöpseln. Eine Warnleuchte im Cockpit hat sie gewarnt.
Eine Fahrt in einem Elektroauto ist - vor allem bei niedrigen Geschwindigkeiten - eine sehr leise Sache. Als sich meine Fahrerin in den Verkehr auf dem Altstadtring einfädelt, hört man schlicht gar nichts vom Antrieb. Bei langsamer Stadtfahrt klingt der Tesla wie ein normaler Pkw, bei dem man den Motor während der Fahrt abgeschaltet und ausgekuppelt hat. Dann demonstriert Frau Zimmermann die Besonderheit dieses Autos: Sie gibt Vollgas (darf man Gas sagen in einem Elektroauto?).
Jetzt passiert etwas, das ich noch nie in einem Kraftfahrzeug erlebt habe: Der Wagen schießt, völlig ansatzlos, ohne jede Vorwarnung, nach vorn. Mein Kopf wird nach hinten gegen die Kopfstütze gepresst. Die Werksangaben weisen eine Beschleunigung von 0 auf 100 in rund vier Sekunden aus. Vier! Potent motorisierte Motorräder beschleunigen in 3,5 Sekunden von 0 auf 100, mit einem zu allem entschlossenen Testfahrer am Lenker, dem es egal ist, wie lang die Reifen halten und ob die Kupplung bald ausgewechselt werden muss. Frau Zimmermann macht das einfach so. Sie hat ein luftiges Sommerkleidchen an und trägt Stöckelschuhe dazu. Und jetzt sind wir um eine Ecke gebogen, es sind wieder 200 Meter freie Straße zu sehen, und sie tritt wieder drauf. Zooom!
Diese Beschleunigung wirkt völlig surreal. Würde man mit einem Motorrad, einem Ferrari oder irgendeinem anderen Gerät, das auch nur entfernt so gut zieht, dermaßen heftig in der Stadt beschleunigen, allein das Gebrüll des Motors würde einen zum asozialen Arschloch stempeln. Doch der Tesla brüllt nicht. Unter Last ist ein dezentes Singen zu vernehmen, es erinnert an den Dienstwagen von Mr. Smith und Mr. Jones in "Men in Black", der pfiff auch immer so schön. Interessanterweise kostet diese spektakuläre Fahrweise gar nicht so viel Energie, wie man meinen möchte: Sobald Frau Zimmermann vom Gas geht, wird der Motor zum Generator und speist den durch die Bewegungsenergie erzeugten Strom zurück in die Akkus. "Ich trete in der Stadt so gut wie nie auf die Bremse" bemerkt meine blonde Fahrerin ungerührt "Die Bremsbeläge halten ewig".
Abgesehen von dem nicht vorhandenen Platzangebot verläuft die Fahrt überraschend kommod. Ein Schaltgetriebe hat der Tesla nicht, also auch keine Schaltrucke. Und sein Gewicht von 1240 Kilogramm lässt den flachen Roadster ziemlich satt über die frostbruchgeplagten Münchner Altstadtstraßen gleiten. Zum Vergleich: Sein Benzin-Pendant Lotus Elise wiegt 740 kg und federt knallhart wie ein Rennwagen. An einer Ampel hält tatsächlich ein Fahrradfahrer neben uns und fragt, wo wir dieses Auto her hätten, er lächelt dabei interessiert.
Der Tesla Roadster fährt nicht nur Kreise um all die verschämten Öko-Mobile, die es bislang mit Elektroantrieb gab, er hat auch eine überraschend üppige Reichweite, die sich durch verschiedene Energie-Modi steuern lässt. Der Cruising-Modus ist zum Beispiel dazu da, "wenn man mal von München nach Zürich fahren möchte" - laut Google Maps sind das 320 Kilometer. Der Energiespeicher des Wagens besteht aus mehreren tausend konventionellen Lithium-Zellen, wie sie auch in Laptop-Akkus Verwendung finden. Der Großteil des Firmen-Know-hows steckt in der Methode, wie diese Zellen gekühlt und in ihrer Ladung ausbalanciert werden. Ihren Namen verdankt die Firma übrigens dem neu entwickelten Motor des Wagens. Er läuft mit Wechselstrom - erfunden von Nikola Tesla.
Die Probefahrt geht zu Ende, ein letzter Beschleunigungsboost, dann stöpselt Frau Zimmermann das Ladekabel wieder an. 32 Ampére liefert die Stromtankstelle der Stadtwerke, damit ist ein komplett leerer Akku nach acht Stunden wieder voll - an einer normalen, mit 16 A abgesicherten Haussteckdose dauert eine Komplettladung 16 Stunden. Wer will, kann sich in seine Garage einen speziellen Starkstrom-Anschluss legen lassen und dann den Tesla-Akku mit 64 Ampére befüllen, dann ist der Wagen bereits nach vier Stunden bereit für einen Trip in die Schweiz.
Der Tesla Roadster ist ein Spielzeug für reiche Leute - seit Anlauf der Produktion im Jahr 2008 wurden weltweit 1200 Autos ausgeliefert. VW macht sowas an einem Vormittag, aber Maybach wäre sicherlich froh über solche Verkaufszahlen. Und: in Monaco hat Mann mit einem Tesla vermutlich bessere Karten beim anderen Geschlecht als in einem doppelt so teuren Ferrari. Alle reichen Leute, die sich dieses Spielzeug heute kaufen, finanzieren damit Teslas nächstes Projekt: Das Model S, eine elektrisch betriebene Limousine mit bis zu sieben Sitzen, zum Preis eines ordentlich ausgestatteten 5er BMW.
Frau Zimmermann, wenn der da ist, dann rufen Sie mich an, ja?


Dienstag, 6. Juli 2010

Re-Targeting: Die Methode Paranoid

"Wenn Du paranoid bist, dann heißt das noch lange nicht, dass sie nicht hinter dir her sind" lautet ein alter Spruch aus Soziopathen-Kreisen. Leute mit Anfälligkeit für Verfolgungswahn brauchen in diesen Tagen auf jeden Fall ein dickes Fell, wenn sie im Netz unterwegs sind. In einem Forum an einer Diskussion über ein Produkt teilgenommen, einer der Mit-Diskutanten postet einen Link auf einem Web-Shop, in dem das fragliche Produkt beworben wird, man klickt drauf - und schon verfolgt einen der Anbieter des Produktes mit Werbebannern, egal ob man jetzt Spiegel Online aufruft oder Motor-Talk.de. Und zwar wochenlang.

Praxis-Beispiel gefällig? Vor einiger Zeit nahm ich im Usenet an einer Diskussion teil, in der es darum ging, ein Mobiltelefon so umzubauen, dass man es als ferngesteuerten Schalter benutzen kann. Ich schlug vor, man könne alternativ auch eine IP-Steckdosenleiste verwenden, die man via Unternet ansteuert. Ein anderer Diskussionsteilnehmer war sich nicht sicher, ob er verstanden hatte, was ich meine. Er suchte im Netz nach IP-Steckdoesenleisten und wurde bei der Firma Conrad Electronic fündig. Er schrieb ein Posting, platzierte dort den Link zum verkaufsangebot hinein und fragte: "Meinst du so was in der Art?" Ich öffnete den Link, sah das Produkt, schloss die Website wieder und antwortete, ja, ein solches Produkt hätte ich gemeint.

Danach traf ich auf allen möglichen Websites auf Werbebanner von Conrad Electronic, die ich sonst eher selten sehe. Und aus dem überbordend großen Sortiment dieses Elektronik-Versenders wurden mir immer ausschließlich IP-Steckdosen angeboten. Mindestens zwei Wochen ging das so. Ich empfand das als ärgerlich. Sollte ich - was ich im Moment eher nicht glaube - jemals in meinem Leben eine IP-Steckdosenleiste kaufen, werde ich sorgfältig darauf achten, dies nicht bei Conrad zu tun.

Das Prinzip nennt sich Re-Targeting. Ein Internet-Nutzer ruft in einem Shop ein Produkt auf und verlässt dann den Shop wieder unverrichteter Dinge. Beim Aufruf des Produktes wird der Rechner des Nutzers identifiziert (vermutlich über ein Cookie), und in der Folgezeit wird auf diesen Rechner Werbung gespielt, die Produkte der Art bewirbt, die der Nutzer sich im Shop angesehen hat. Die Denke dahinter: "Er hat sich ja schonmal für das Produkt interessiert. Vielleicht überlegt er es sich ja noch einmal?" Auf viele Internet-Nutzer wirkt dieses einseitige Ad-Bombing lächerlich, ärgerlich oder gar verstörend. Und die Firma Neckermann.de beweist, dass man das an sich schon grenzwertige Tool Re-Targeting auch komplett bescheuert einsetzen kann.

Noch dümmer? Wie soll das gehen? Es geht so: Heute habe ich bei Neckermann.de ein Navigationsgerät für Motorräder bestellt. Ich hab's gekauft, jetzt baruche ich kein zweites mehr. Dennoch nimmt mich Neckermann.de seitdem via Re-Targeting unter Beschuss. Egal ob Spiegel online oder Motor-Talk.de (siehe Beweisfoto oben links), plötzlich hängen überall Neckermann-Banner herum, in dem mir Navigationsgeräte zum Kauf angeboten werden. Interessanterweise übrigens auch das, was ich schon gekauft habe. Was soll das?

Wenn Neckermann clever wäre, dann würden sie mir jetzt Zubehör zu meinem neuen Navi anbieten, sie würden glauben, dass ich gern durch die Gegend fahre - und mir entsprechende Angebote machen. Aber statt dessen meine Aufmerksamkeit mit Werbung für ein Produkt zukleistern, das ich gerade gekauft habe? Wie blöd ist das denn?

Freitag, 2. Juli 2010

"I want an iPhone!"

Bernie Maupin arbeitet bei der US-Elektronikmarktkette Best Buy. Genauer gesagt: Er hat dort gearbeitet, bis seine Chefs dieses Video zu Gesicht bekamen:



Dann wurde er abgemahnt. Er wird vermutlich seinen Job verlieren.

Was lernen wir daraus?

  1. Wenn Ihr in Amiland irgendein Elektronik-Gadget kauft, müsst Ihr es nicht unbedingt bei Best Buy kaufen.

  2. Apple hat keinen Humor.