Dienstag, 13. Dezember 2011

"Selbst der Anschein ist zu vermeiden"

Obige Formulierung stand nach meiner Erinnerung im preußischen Beamtengesetz zur Zeit Friedrichs des Großen. Sie beschrieb die Notwendigkeit, dass ein Staatsbeamter nicht nur nicht korrupt sein darf, sondern auch jeglichen Anschein vermeiden muss, korrupt zu sein. Wenn man nach dieser Formulierung googelt, wird als einer der ersten Links eine Seite von "Schule und Recht in Niedersachsen" ausgeworfen, in der das Verbot der Annahme von Belohnungen und Geschenken im Beamtenrecht erläutert wird.
Dort heißt es unter Punkt 1 (Regelungszweck):
"Beamtinnen und Beamte müssen jeden Anschein vermeiden, im Rahmen ihrer Amtsführung für persönliche Vorteile empfänglich zu sein und sich nicht ausschließlich an sachlichen Erwägungen zu orientieren."
Christian Wulff ist kein Beamter, aber er ist Staatsdiener. Und er hat gegen dieses Gebot verstoßen, indem er mehrfach von einem Unternehmer Vorteile annahm, die geeignet sind, den Eindruck zu erwecken, der Spender der Gefälligkeiten könne dafür Gegenleistungen erwarten. Einmal verbrachte Wulff mit seiner Frau einen Urlaub in Florida. Die Flüge mit Air Berlin buchte er Economy, geflogen ist er Business Class. In Florida wohnte er im Haus des Unternehmers Geerkens. Jetzt ist herausgekommen, dass sich Wulff und seine Frau von der Frau des Unternehmers eine halbe Million Euro geliehen haben, dafür kauften sie ein Einfamilienhaus. Auf Anfrage des Landtages nach Geschäftsbeziehungen zu Geerkens verschwieg Wulff den Kredit und löste ihn später mit einem normalen Bankkredit ab. So weit die Fakten.
Ist unser Staatsoberhaupt korrupt?
Wulff führt ins Feld, seine Familie sei schon lange mit Geerkens befreundet, er betrachte ihn als väterlichen Freund, Geerkens sei außerdem sein Trauzeuge. Mangels anderer Informationen glaube ich das jetzt einfach mal. Ich habe auch schon einige erstaunlich reiche Menschen getroffen, die ebenso erstaunlich freigebig sind - und zwar durchaus ohne Hintergedanken. Jemanden mal eben in seiner Riesen-Villa wohnen zu lassen, ist für uns, die wir in Dreizimmerwohnungen hocken, in denen jeder Besuch nach drei Tagen stinkt wie Fisch, eine exotische Vorstellung. Aber es gibt reiche Menschen, die unterhalten mehrere solcher Villen rund um den Globus, inklusive Personal. Diese Villen stehen einfach so rum, nur für den Fall, dass ihr Besitzer - oder ein Freund des Besitzers - dort vielleicht mal vorbeikommt. Wenn ein Herr Geerkens einen Herrn Wulff in seiner Villa wohnen lässt, bedeutet das für ihn vermutlich weniger Aufwand und Mühe, als wenn ich meinen besten Kumpel mal ein paar Tage bei mir pennen lasse.
Wollte Geerken Wulff bestechen? Erwartete er Gegenleistungen vom damaligen Ministerpräsidenten? Wir wissen es nicht. Aber das ist auch gar nicht der Punkt. Auch ich habe schon einmal auf einem Amerika-Flug einen Upgrade von Economy auf Business Class bekommen - und den Flug ohne eine Spur eines schlechten Gewissens genossen. Aber ich bin auch kein Ministerpräsident. Mein Gerechtigkeitsgefühl würde übrigens auch keinen Deut leiden, wenn ein amtierender Ministerpräsident mit einer Maschine der Flugbereitschaft der Bundeswehr in den Urlaub fliegen würde - wohl wissend, dass sein Urlaub jederzeit zu Ende sein kann, wenn daheim etwas Wichtiges passiert. Doch Wulff musste wissen, dass ein Business-Class-Urlaubsflug, eine Urlaubseinladung in eine Luxusvilla, ein unkomplizierter 500.000-Euro-Kredit für den Kauf eines Hauses Dinge sind, die sich für die meisten Bürger Niedersachsens am oberen Rand ihrer persönlichen Möglichkeiten bewegen - und für einen Großteil von ihnen komplett außerhalb ihrer Möglichkeiten. Wulff hätte wissen müssen, was das für einen Eindruck macht, wenn ihm ein Unternehmer mal so eben 500.000 Euro leiht - obwohl er als Ministerpräsident mit gesetzlich geregelter Luxus-Altersversorgung einfach nur in die nächste Bank hätte gehen müssen, die hätten ihm auch einen Kredit gegeben. Wulff hätte wissen müssen, dass man als Ministerpräsident Niedersachsens eventuell in ein schlechtes Licht kommt, wenn man Luxusautos von VW nutzt, Flug-Upgrades bekommt und andere Dinge, die das Wahlvolk nicht versteht. Und er hätte diese Dinge entweder konsequent ablehnen oder ebenso konsequent proaktiv bei der Landtagsverwaltung anmelden müssen. Auch sein "väterlicher Freund" Geerken hätte es verstehen müssen, wenn Wulff ihm gesagt hätte "Als Ministerpräsident darf ich dein privates Kreditangebot nicht annehmen, ohne es zuvor überprüfen zu lassen. Deshalb muss ich dankend ablehnen."
Warum hat Wulff das nicht getan? Dafür gibt es nur zwei mögliche Erklärungen. Entweder ist er tatsächlich korrupt. Oder er ist einfach zu dämlich, auf so etwas zu achten. Beides in meinen Augen Fehler, die sich das Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland nicht leisten darf.
Deshalb muss Christian Wulff zurücktreten.

Donnerstag, 1. Dezember 2011

R.I.P. Zdeněk Miler (21. 02. 1921 - 30. 11. 2011)



Der Schöpfer der tschechischen Kinderfilme um den kleinen Maulwurf ist gestern gestorben. Mehr über das Leben dieses wunderbaren Künstlers kann man hier erfahren.

Sonntag, 13. November 2011

Es kostet weniger als 160 Euro


Als ich hier vor rund 18 Monaten das Apple iPad besprach, erntete ich Kritik, ich habe das Produkt nicht verstanden. Diese Einschätzung fußte unter anderem darauf, dass ich am iPad eine ordentliche Tastatur vermisste sowie einen eingebauten Ständer, damit man es nicht festhalten muss, um damit Fotos zu zeigen. Ich habe das iPad durchaus verstanden - und mir dennoch keins gekauft. Der Grund dafür ist einfach: Das iPad ist ideal, um eine Nutzungslücke zu schließen, die sich zwischen einem Smartphone und einem Notebook auftut. Nur ist diese Lücke für mich nicht 500 bis 800 Euro groß - das ist der Preis für ein iPad mit oder ohne 3G-Modul.
Jetzt schockt die Verlagsgruppe Weltbild die Fachwelt mit einer neuen Ansage: Ende Oktober haben sie das Cat Nova auf den Markt gebracht, ein Touchpad für unter 160 Euro. Es hat ein multi-touchfähiges, kapazitives Display (reagiert auf Berührung, nicht auf Druck), zwei eingebaute Kameras, beherrscht WLAN und GPS - kurz, es kann eigentlich alles, was ein iPad auch kann - und es kostet gerade einmal ein Drittel eines iPad (Das beginnt in der 16GB-Variante bei 479 Euro).
Wieso, so fragt man sich, redet alle Welt von Apple und Amazon, wenn aus deutschen Landen Konkurrenten kommen, die zwei Drittel weniger kosten?
Also, nehmen wir uns das Cat Nova mal vor. Es wurde von einer deutschen Firma namens Eins SE designt, steht auf der Rückseite. Gebaut wird es aber wohl in China. Die Verpackung und das Gerät selber sind ein ganzes Stück von der puristischen Eleganz entfernt, die etwa ein iPad auszeichnet. Aber, nicht vergessen: Es kostet nur ein Drittel. Es ist auch kleiner als ein iPad, was auch am kleineren Acht-Zoll-Bildschirm liegt. Mit einer Bildschirmdiagonale von rund 20 cm ist das Cat-Display etwa 25 Prozent kleiner als das iPad-Zehnzolldisplay. Das Gehäuse misst 210 x 160 x 11 mm und wiegt 500 Gramm. Zum Vergleich: ein iPad 2 misst 241 x 186 x 9 mm und wiegt 100 Gramm mehr. Interessanterweise wird das Cat Nova von iPad-Besitzern beim ersten Anheben als überraschend schwer empfunden, dabei wiegt es fast 20 Prozent weniger als ein iPad, welches allerdings spürbar flacher ist. Ob einem ein Achtzollgerät lieber ist als ein Zehnzollgerät, das ist Geschmacksache. Immerhin passt das Cat Nova einigermaßen in die Außentasche meiner Jacke, ein iPad wäre dafür zu groß.
Die Ausstattung des Cat Nova ist beachtlich, nicht an Bord sind eigentlich nur Bluetooth und UMTS, aber dafür kostet es ja auch nur 160 Euro. Der eingebaute Speicher teilt sich auf in 512 MB Arbeitsspeicher und 4 GB internen Flash-Speicher. Das klingt im Vergleich zu den 16 GB, die ein iPad mindestens an Bord hat, mager, aber im Gegensatz zum iPad hat das Cat Nova einen Slot für eine Micro-SD-Speicherkarte. Und während sich Apple den internen Speicher fürstlich bezahlen lässt (das 32GB-Modell kostet 100 Euro mehr, das 64GB-Modell 200 Euro), kostet eine 32GB-Erweiterungskarte für das Cat Nova weniger als 30 Euro. In der Schachtel liegt auch noch ein USB-Adapter, mit dem USB-Memorysticks angeflanscht werden können.
Für die USB-Adapter-Kabelpeitsche bietet Weltbild auch noch einen UMTS-Stick an, damit kann man das Cat Nova 3G-tauglich machen, allerdings ist das eine recht unelegante Lösung. Besser geht es mit einem Smartphone, das Tethering via WLAN-Hotspot beherrscht. So wird das Handy zu einem WLAN-Router mit Internet-Zugang, das Tablet klinkt sich einfach via WLAN dort ein. Klappt in der Praxis wunderbar und ist auch für Apple-Jünger eine Alternative zum sündhaft teuren iPad 3G.
Soweit die Papierform, hier sieht das Cat Nova geradezu unverschämt gut aus. Man darf nicht vergessen, es kostet nur 160 Euro.
Nach dem ersten Anschalten merkt man auch, womit die Ersparnis gegenüber dem iPad erkauft wird. Das Display ist mit einer Auflösung von 800 x 600 Pixel eine ganze Stufe unter den 1024 x 768 Pixel angesiedelt, die das iPad zu bieten hat, Und obwohl beide Displays rein rechnerisch die gleiche Auflösung von 133 dpi haben, wirkt das iPad-Display schärfer und brillanter. Das Betriebssystem des Cat Nova (Android 2.3) ist nicht mehr der Stand der Technik, andere Tablets werden bereits mit Android 3 ausgeliefert, Android 4 steht bereits vor der Tür. Schlimmer noch: Android 2.3 ist ein Betriebssystem, das für Smartphones entwickelt wurde, und das Cat Nova ist keins. Das ist vermutlich auch für eine lästige Macke verantwortlich, die Cat noch in den Griff kriegen muss: Das Cat Nova schafft keinen stabilen Ruhezustand. Ist der Monitor einmal abgeschaltet, bleibt er eben nicht aus - das Tablet wacht in unregelmäßigen Abständen wieder auf und schaltet das Display an. Angeblich, so glaubt die Android-Szene, um zu überprüfen, ob jetzt endlich Mobilfunk-Empfang verfügbar sei, dabei fehlt dem Cat dafür das 3G-Funkmodul.
Das unregelmäßige Aufwachen des Tablets trägt auch zum größten Nachteil des Gerätes bei: Seinem schlechten Batterie-Management. 6 bis 8 Stunden Betriebszeit verspricht das Handbuch, in der Praxis hält eine Akkuladung gerade einmal halb so lang. Während ein iPad-Besitzer im ICE von München nach Hamburg problemlos die ganze Zeit surfen, Videos gucken oder Musik hören kann, ist beim Cat Nova spätestens in Kassel Schluss. Dabei ist der Akku im Cat Nova mit 4.400 mAh durchaus anständig dimensioniert - ein iPad mit größerem , hellerem Display kann maximal zehn Prozent mehr Batteriekapazität vorweisen, läuft aber fast doppelt so lang.
Dieses Problem disqualifiziert das Cat Nova auch für die Aufgabe, für die Weltbild das Tablet eigentlich vorgesehen hat: Als E-Book-Reader. Mit dem Amazon Kindle habe ich in zwei Nächten einen 300-Seiten-Schinken durchgelesen, mit dem Cat Nova geht so was auf die Augen: Das Display strahlt einen abends auf dem Sofa lästig an, tagsüber in der prallen Sonne ist es zu dunkel. Außerdem liegt das gewichtige Tablet nach einigen Stunden bleischwer in der Hand, während der zum Beispiel der zierliche und billige Aluratek Libre (ebenfalls bei Weltbild erhältlich) mit seinen Abmessungen und seinem Gewicht von nur 210 Gramm in der Hand liegt wie eine Tafel Schokolade, die nicht schmilzt. Dazu kommt, dass der simple reflexive LCD-Schirm des Libre mit 150 dpi höher auflöst als das Cat-Display, und das ruhig, flimmerfrei und ausreichend kontrastreich. Zum Glück belässt es Weltbild beim Branding des Cat Nova mit einem kleinen Icon auf dem Startbildschirm, das auf den Weltbild-E-Book-Store verweist - und leicht zu entfernen ist.
Das Stichwort Branding ist ein wichtiges, denn anderes als zum Beispiel das neue android-basierte Kindle Fire hat das Cat Nova ein pfurznormales, unfrisiertes Android drauf, inkusive vollem Zugriff auf den Android Market. So lassen sich alle dort verfügbaren Apps aufspielen, Beschränkungen gibt es nicht.
Was fängt man jetzt mit dem Cat Nova an? Zum Lesen und auch zum Schreiben von E-Mails eignet es sich deutlich besser als ein Smartphone, auch Social Media Clients wie der von Facebook gewinnen deutlich durch den größeren Schirm. Die Video-Performance finde ich allgemein etwas enttäuschend. Zwar ist natürlich eine Youtube-App an Bord, doch in der Praxis dauert es recht lang, bis mal ein Youtube-Video startet - und gern bleibt es auch mal mitten in der Vorführung stehen. Surfen geht mit dem eingebauten Goole-Browser gut, aber wer den nicht mag, der findet – Android sei Dank – in Produkten wie Sunfire, Opera und Mozilla glänzende Alternativen. Mit ein bisschen Gefrickel und Suchen nach den passenden Apps erschließen sich plötzlich Funktionen, die man dem Gerät gar nicht zugetraut hätte: So verheiratet die App Upnplay das Tablet mit meinem Twonkymedia-Media Server im Arbeitszimmer und meinem D-Link-Mediastreamer im Wohnzimmer. Via WLAN habe ich jetzt Zugriff auf meine gesamte auf dem NAS im Arbeitszimmer gespeicherte Musiksammlung, rund 12.000 Titel. Und während ich mich auf dem Sofa lümmle und mir aussuche, was ich hören möchte, werden die ersten Titel bereits über die Stereoanlage abgespielt. Der Micro-SD-Speicherplatz ermöglich es auch, eine Speicherkarte mit Hunderten von Bildern einzustecken - und zum Bilderzeigen waren Tablets schon immer toll.
Echte Office-Anwendungen wie Lesen und Schreiben von Office-Dokumenten, Ausdrucken über das Netzwerk und Zugriff auf den Server gehen auch, allerdings durch fehlende Tastatur und Maus weit weniger elegant als mit einem Notebook. Erstaunlich dagegen die Android-App von Netviewer: Damit kann man tatsächlich einen kompletten Windows-PC fernsteuern.
Haupt-Vorteil des Cat Nova ist sein Preis, allein als komfortable Steuerzentrale für meine Musiksammlung ist es eigentlich seine 160 Euro schon wert. Nach einer Weile lernt man das Gerät schätzen, liest darauf morgens Spiegel Online, checkt in der U-Bahn bequem die Mails, die einen im Büro erwarten und schaut abends auf der App von TV Spielfilm, was es denn so im Fernsehen gibt. Einem iPad kann das Cat Nova dennoch das Wasser nicht reichen, aber wie gesagt: Der Preis!
Einziger richtiger und nicht wegzudiskutierender Nachteil ist das schlechte Power Management. Auch wenn man das Cat Nova nicht benutzt, sondern einfach nur herumliegen lässt, ist es nach acht Stunden am Ende. Natürlich könnte man das Tablet auch komplett herunterfahren, aber ein Neustart dauert eine Minute - die einem ewig erscheint, wenn man es in der Hand hält und etwas nachsehen will. Was es brauchen könnte, das wäre eine Docking Station, aber die ist nicht im Angebot.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

"Das ist ein absoluter Super-GAU"


Ich weiß nicht, wo der Glücksstadter Stadtrat John Witt am 10. November 1982 war -am Tag, als Leonid Iljitsch Breschnjew starb. Ich hatte an diesem Tag Wachdienst in der Freiherr-von-Boeselager-Kaserne in Munster in der Lüneburger Heide. Ich war Angehöriger der Bundeswehr, einer Armee von 495.000 Mann, die bis an die Zähne hochgerüstet darauf wartete, dass aus dem Kalten Krieg ein heißer wurde. Die meisten von uns gingen davon aus, dass wir einen solchen Krieg nicht gewinnen konnten - und überleben auch nicht.

Es ist anders gekommen. Ich kann es immer noch nicht fassen, was für ein Glück wir hatten.
Zum ersten Mal seit Jahrhunderten ist Deutschland umgeben von Verbündeten, die nichts weniger wollen als gegen uns in den Krieg zu ziehen, was - ebenfalls zum ersten Mal seit Jahrhunderten - auf Gegenseitigkeit beruht. Es gibt Krisenherde, an denen die Bundeswehr im Einsatz ist. Dazu kann man stehen, wie man will, aber keiner dieser Krisenherde befindet sich in Deutschland, ja noch nicht einmal in der EU. Ob wir die Bundeswehr in Afghanistan brauchen, darüber mag man diskutieren. In Deutschland brauchen wir die Bundeswehr jedenfalls nicht mehr. Damals, vor fast 30 Jahren, haben wir Sicherheit produziert. Vermutlich hätte der Warschauer Pakt es ausgenutzt, wenn wir nicht solch große Anstrengungen in unsere Verteidigung gesteckt hätten - und vice versa. Doch was produziert heute ein Luftwaffenstützpunkt in Kaufbeuren? Oder - um auf Herrn Witt zurück zu kommen - eine Marineeinheit in Glücksstadt? Kosten, und sonst nichts.
Jetzt hat Verteidigungsminister Thomas de Maiziére seine Pläne für eine radikale Umgestaltung der Bundeswehr vorgestellt. 30 Standorte sollen geschlossen werden.
"Friedensdividende" haben wir nach der Wende so was genannt. "Das ist ein absoluter Super-GAU", sagt Herr Witt, Stadtrat von Glücksstadt, "ein Schlag für die ganze Region." Als ob es überraschend gekommen wäre, dass eine Nordsee mit lauter Verbündeten als Anrainerstaaten irgendwann keine Militärflotte mehr braucht - und auch kein Flottenkommando. Über 20 Jahre haben Truppenstandorte in Deutschland Zeit gehabt, sich darauf vorzubereiten, dass der kalte Krieg vorbei ist und die Folgen auch die Bundeswehr erreichen. Und jetzt jammern sie rum.


Sonntag, 9. Oktober 2011

Jobs ist tot, aber die Revolution geht weiter

Nach dem überraschenden Tod von Firmengründer Steve Jobs zeigt sich, dass Apple die digitale Revolution im Rahmen von Nutzungsszenarien vorantreiben will, die bislang weit gehend analog dominiert wurden.

Dieses Projekt wird anscheinend von Apple Austria verantwortet: iPlate


Montag, 3. Oktober 2011

Die Q ist tot

Traurige Sache: Meine BMW R1100GS wird verschrottet. Vor zwei Wochen hatte ich damit einen schweren Unfall auf der Planseestraße in Tirol. Mir ist auf regennasser Straße in einer moderaten Kurve das Vorderrad weggegangen. Die BMW ist auf die rechte Seite gefallen und dann mit Karacho in eine Böschung gerutscht. Dabei hat es die gesamte Vorderradaufhängung inklusive Vorderrad, Bremsen und Gabelbrücke zerstört.
Glück im Unglück: Ich bin auf dem Bauch hinterhergerutscht, und bis auf ein paar durchgescheuerte Stellen an meiner Regenkombi ist mir absolut gar nichts passiert.
Nach mehrfache Rücksprache mit meinem Schrauber sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es sich nicht mehr lohnt, die Maschine wiederaufzubauen. Ich werde sie an einen Verwerter verkaufen. Morgen liefere ich die Papiere ab.
Ich hatte die BMW nur etwa sieben Monate und bin mit ihr in dieser Zeit 10.000 Kilometer gefahren. Es waren tolle Kilometer: Wir waren gemeinsam am Gardasee, im Thüringer Wald, an der Ost- und der Nordsee. In den zwei Tagen, bevor ich den Unfall hatte, habe ich ein halbes Dutzend Pässe in Österreich und Italien mit ihr bezwungen - grandios.
Jetzt ist die Q kaputt, und ich muss sehen, woher ich eine andere GS bekomme. Beileidsbekundungen, Antidepressiva und Geldgeschenke bitte an die bekannte E-Mail-Adresse.

Samstag, 20. August 2011

Wie man seine Kunden nervt - Die HP-Methode

Ich verwende Hewlett-Packard-Produkte, seitdem ich mit Computern arbeite. Seit 22 Jahren im Büro, kaum weniger lang zuhause. Die Magisterarbeit meiner Frau wurde auf dem legendären HP Deskjet 500 ausgedruckt, den finalen Feindruck übernahm dann - in atemberaubender Qualität - ein sündhaft teurer HP Laserjet 4 plus. Besonders gut gefallen hat mir immer die perfekte Treiber-Unterstützung. Es dürfte keinen Tintenstrahldrucker (und vermutlich auch keinen Laser) geben, der jemals von Hewlett-Packard gebaut wurde, für den es heute keine Treiber mehr gibt. Daran könnten sich andere Hersteller durchaus ein Beispiel nehmen: Neulich musste ich einen rund sieben Jahre alten Canon-Flachbettscanner wegschmeißen, weil Canon keinen Treiber für Windows 7 64 Bit für das Gerät hat und auch der 32-Bit-Treiber wichtige Funktionen nicht unterstützt.
Das nahm ich zum Anlass, unsere gesamte Home-Office-Hardware auszudünnen und ein Samsung-Thermofax von 1996, einen HP Deskjet 930c von 1999 und einen HP Laserjet 5L von 1995 in den Ruhestand zu schicken - natürlich gibt es für beide Drucker nach wie vor - auch unter Windows 7 (64 Bit) - offizielle Druckertreiber.
Ersetzt wurde der ganze Gerätepark von einem HP Office Jet 4500 G510g-M, das ist ein Multifunktionsdrucker, der alles kann außer Kaffee kochen: Drucken (auch in Fotoqualität, auch randlos), Kopieren (natürlich auch in Farbe), Scannen, Faxen, gern auch 20 Blatt hintereinander. Das Gerät ist netzwerkfähig und steht deshalb über unseren WLAN-Router allen Computern zur Verfügung, die am Netz hängen. Natürlich kann man von jedem Computer aus ein Fax verschicken oder einen Scan starten. Man kann auch am Gerät einen Scan starten und dann angeben, auf welchem der angeschlossenen Computer die gescannte Bilddatei abgelegt werden soll - alles prima.
Dazu muss nur auf jedem der angeschlossenen Computer eine - ziemlich umfangreiche - Software angeschlossen werden, das so genannte HP Solution Center.
Und über diese Software, liebe Freunde von Hewlett Packard, müsst ihr nochmal drüber, die ist nämlich Murks.
So bekomme ich alle paar Wochen auf meinen Win7-Desktop die Meldung eingeblendet, die man oben links im Bild sieht. Ist doch nett, dass die Software einem sagt, dass ein Update zur Verfügung steht, möchte man meinen. Das Problem ist nur: beim Sagen belässt sie es dann auch. Man kann nicht (wie in dem verrutschten Text suggeriert) durch Klicken auf irgendein Element die Installation des Updates anstoßen. Man kann auch nicht das Fenster einfach schließen. Alt+F4 funktioniert nicht, Task beenden über den Taskmananger ebenso wenig. Das Fenster bleibt im Vordergrund - und zwar im Vordergrund eines jeden Programmes, dass man öffnet. Man kann das Fenster immerhin verschieben, das ist es dann aber auch. Will man den HP-Hinweis weg haben, hilft nur ein Neustart - bis es dann nach ein paar Tagen wiederkommt.
Dieses Problem tritt übrigens nur bei dem Computer auf, an dem ich diesen Text gerade schreibe, er läuft unter Win7 Ultimate 32 Bit. Der Rechner meiner Frau hat Win7 Home 64 Bit, da habe ich das Treiberprogramm schon dreimal neu installiert, weil sie plötzlich nicht mehr drucken konnte. So einmal die Woche bekommen wir auch ein Spam-Fax von irgendeinem Aktien-Betrüger. Laut Handbuch hat der Office Jet einen Spam-Filter, mit dem er solche Faxe sperren kann. Im Empfangsprotokoll des Faxgerätes steht auch eine (vermutlich gefälschte) Absenderkennung - aber der Filter filtert nicht. Der Spammer verbrät unsere Druckertinte und irgendwer bei HP lacht sich vermutlich ins Fäustchen darüber, dass wir so oft neue Patronen kaufen. Apropos neue Patronen: Der Office Jet benutzt zum Drucken der schwarzen Farbe die Patrone Nr. 901 XL (es gibt noch eine kleinere, die ist aber noch schneller leer). Dass die Patronen, die bei einem neuen Drucker dabei sind, nicht besonders viel Tinte enthalten, weiß man inzwischen, also kauften wir gleich einen Satz Original-Patronen zum Tauschen. Nach vielleicht 50 Blatt verweigerte der Drucker komplett die Arbeit mit der Meldung, es sei eine "nicht kompatible Patrone eingesetzt", was natürlich nicht stimmte - nur Original-HP-Ware drin, und übrigens nicht billig. Den Drucker überhaupt zum Weiterarbeiten zu bewegen, ging nur auf eine Art. Ich musste die (rund 26 Euro teure) Schwarz-Patrone entfernen, dann ging der Drucker in einen Dreifarbenmodus und druckte schwarzen Text aus den drei anderen Farben. Vermutlich die teuerste Methode, um schwarzen Text zu drucken, aber so was passiert ja immer nur dann, wenn es dringend ist. Habe ich erwähnt, dass im Dreifarbenmodus auf jedem PC im Netzwerk bei jedem Systemstart eine Sicherheitswarnung erscheint, weil dem Drucker eine Farbe fehlt?
Gerade eben hatte ich wieder den - nicht klickbaren - Hinweis auf neue Updates. ich habe jetzt mal alle Update-Funktionen abgeschaltet, mal sehen, ob mich der Drucker jetzt in Frieden lässt. Ehrlich, der Lasejet 5L von '95 war da besser: Der hat gedruckt, wenn er sollte, und ansonsten seine Klappe gehalten.

Samstag, 23. Juli 2011

Einmal Norden und zurück: Der Recall


(In der letzten Woche war ich mit dem Motorrad unterwegs und habe immer wieder kurze Nachrichten mit meinem Smartphone geschickt. Das hier ist der komplette Reisebericht)
Vor zwei Jahren war ich mit meiner Yamaha TDM 850 in Norddeutschland, bisschen fahren, Verwandte besuchen. In diesem Jahr ist ein Revival geplant – mit einem anderen Motorrad (’97er BMW R1100GS), weniger Verwandte besuchen, mehr fahren. 2009 endete meine Tour damit, dass ich von meinem Bruder in Springe aus 600 km nonstop nach München fahren musste – im Dauerregen. Das will ich nicht noch einmal erleben, deshalb besuche ich in diesem Jahr meinen Bruder nicht – und habe für die Rückfahrt eine Passage von Hamburg nach München mit dem Autoreisezug gebucht.
Tag 1: München bis Eisenach
Meine Nordlandreise 2011 beginnt, wie der Trip 2009 aufhörte: Im Dauerregen. Nachdem Fahrer und Gepäck luft- und wasserdicht verpackt sind, geht es auf die A96, gleich bei uns um die Ecke. Nur wenige Kilometer später gerate ich in den Morgen-Stau auf der A92 (Eschenrieder Spange) und wedele unerschrocken zwischen den Autos durch. Erstaunlich viele unterstützen mein Unterfangen, indem sie Platz machen. Vermutlich haben sie Mitleid mit der armen Sau, die da durch den Regen fährt. Motorradfahren auf der Autobahn ist schon nicht besonders spannend, bei Regen ist es aber einfach nur ätzend. So ab 120 km/h fängt der Wind an, das Visier freizublasen, aber das ist schon eine ziemliche Herausforderung, bei dem Mistwetter. Auf der A9 bei Allershausen lerne ich eine neue Spezialität der bayerischen Straßenbauer zur Steigerung des Adrenalinspiegels kennen: Hier besteht die Fahrbahndecke aus mehreren Streifen, die jeweils mit einer längs verlaufenden Bitumen-Fuge verbunden sind. Wenn man da mit einem Motorrad bei Regen drüberfährt, entwickelt das Hinterrad ein erstaunliches Eigenleben. Dummerweise verläuft diese Fuge sowohl auf der rechten als auch der mittleren Spur jeweils in Fahrbahnmitte, also außermittig fahren. Auf der rechten Spur landet man dann unweigerlich in einer der beiden Spurrillen, in denen bei Starkregen das Wasser steht. Also Augen auf im Straßenverkehr.
Bei Greding, ich bin jetzt seit gut einer Stunde unterwegs, überlege ich das erste Mal, ob ich nicht die bereits bezahlten 186 Euro für den Autoreisezug einfach sausen lasse und umkehre. An der Autobahnraststätte Nürnberg-Feucht ändert sich die Situation: Als ich zum Tanken abfahre, regnet es kaum noch, also Sprit fassen und weiter. Rund 20 Kilometer hinter Nürnberg fahre ich von der Autobahn ab – jetzt beginnt der Urlaub!
Bei Schnaittach fahre ich in die Fränkische Schweiz. Egloffstein, Ebermannstadt, Moggast heißen meine ersten Stationen. Die Strecke ist einfach zauberhaft, sattes Grün überall, zwischendurch blitzen immer wieder schroffe Felsen aus den sanften Hügeln, und jedes Dorf bemüht sich, noch süßer auszusehen als das zuvor. Die Regenjacke steckt schon längst wieder in ihrer Tasche. In Gößweinstein mache ich die erste Rast und sitze vor einem Gasthof in der Sonne. So kann das bleiben.
Meine sorgfältige Reiseplanung macht sich bezahlt: Mein Navi (TomTom Rider 2) leitet mich zuverlässig durch die mir völlig fremde Gegend und schickt mich durch immer schönere Straßen. Ich kann mich völlig auf das Fahren konzentrieren und verpasse selbst kleinste Abzweigungen nicht. So komme ich hurtig voran und bin gegen 13 Uhr an der Grenze nach Thüringen bei Nordhalben. Ein großes Schild erinnert an die Grenzöffnung 1989, ansonsten merkt man erst einmal nicht, dass man ab jetzt durch die Ex-DDR fährt. Erst in den Dörfern werden Unterschiede sichtbar. Sie wirken zum Teil noch verschlafener und pittoresker als die fränkischen Touristenorte, durch die ich kam – aber in manchen kleinen Nestern scheint jedes dritte der mit Schieferfassaden verkleideten Häuser leer zu stehen und dem Verfall preisgegeben zu sein. Fahrerisch ist das Thüringer Schiefergebirge ein bisschen anspruchsvoller – aber immer noch rausche ich relaxt durch eine herrliche Gegend. Es geht über Wurzach, Leutenberg, Saalfeld an der Saale und Bad Blankenburg. dann führt mich nein Weg rund 50 Kilometer weiter südwestlich, bis ich in Neustadt am Rennsteig durch den wohl schönsten Teil Thüringens fahre, das Biosphärenreservat Vessertal. Mein weiterer Weg führt mich über den Rennsteig direkt in den Thüringer Wald. Wer nicht – wie ich – nach Norddeutschland will, sollte sich hier einmieten, die Straßen reichen locker für ein Woche Spaß auf dem Motorrad.
Meine Route reicht bis nach Eisenach, aber ein Hotel habe ich dort nicht. Also halte ich in Luisenthal, knapp 100 Kilometer vor Eisenach, an einer Imbissbude an und ordere eine Thüringer Bratwurst. Mit der App des Hotelzimmervermittlers HRS auf meinem Android-Smartphone buche ich mir derweil mein Hotel in Eisenach, einfach und unkompliziert. Die Ausläufer des Thüringer Waldes reichen bis fast in die Wartburg-Stadt hinein, aber am Ende wirkt der Wald teilweise eher wie ein vornehmer Park. Als ich abends in Eisenach ankomme, zeigt mein Tacho 582 km mehr an als am Morgen – und ich weiß was ich getan habe. Das City-Hotel in der Bahnhofstraße ist durchaus eine vorsichtige Empfehlung wert: Für 44 Euro inklusive Frühstück gibt es ein schlichtes, aber blitzsauberes Zimmer, mein Motorrad wird im Hof eingeschlossen. Abends gehe ich zu Fuß in die Innenstadt und esse Thüringisches Spanferkel mit Klößen und Sauerkraut. Inklusive zwei großer Eisenacher Biere und Trinkgeld kostet mich das Ganze 15 Euro – das ist fair. Nicht ganz so fair: Auf dem Rückweg ins Hotel regnet es in Strömen. Tut das Not?
Meine gefahrene Route kann man hier herunterladen (im TomTom-Dateiformat)
Tag 2: Eisenach – Bomlitz
Am nächsten Morgen ist die Laune schwankend. Einerseits wird eine insgesamt angenehme Übernachtung mit einem schönen Frühstück gekrönt, andererseits hat es offenbar die ganze Nacht geschüttet. Als ich gegen halb neun aufs Motorrad steige, ziehe ich die Regenjacke sicherheitshalber gleich an. Es ist recht frisch und scheinbar kurz vorm Regnen. Aber es regnet nicht. So wird es bleiben, den ganzen Tag.
Ich mache mich auf den Weg nach Westen, nach Hessen. Die ganzen touristischen Gegenden, die entlang der A7 gern auf diesen etwas peinlichen, braunen Hinweisschildern angepriesen werden (zum Beispiel Kurhessisches Bergland), erweisen sich aus der Motorradperspektive als eine Anhäufung toll zu fahrender Straßen in satter, grüner Landschaft und mit niedlichsten mittelalterlichen Fachwerk-Städchen auf dem Weg. Aber leider fällt auch eine hessische Unsitte auf, die ich von der Autobahn bereits kenne: Ein ausgeprägtes Wegelagerertum. Mehrfach weist mich mein Navi auf eine Radarfalle am Wegesrand hin. Mein Weg führt mich am Großen Meißner vorbei, durch das Berka- und das Niestetal bis in die Outskirts von Kassel. Nördlich von Kassel schließt sich das wunderbare Fuldatal an, Niedersachsen begrüßt mich mit dem Naturpark Hannoversch Münden und nördlich davon mit dem Naturpark Solling-Vogler. Für den Nachmittag habe ich mir den Harz vorgenommen, aber zuvor halte ich in Northeim bei einer „echten Biker-Kneipe“. Spaß muss sein – und eine Currywurst mit Pommes auch.
Als ich eine Stunde später in Clausthal-Zellerfeld angekommen bin, also mitten im Harz, bin ich etwas enttäuscht. Die Straßen sind generell in einem lausigen Zustand, die Tempobegrenzungen rigide, der Verkehr lästig. Irgendwie hatte ich den Harz toller in Erinnerung. Vielleicht liegt es aber auch nur an den tollen Strecken, die ich schon gefahren bin. Ich durchmesse den Westharz einmal kreuz und quer, wundere mich an der Okertalsperre, dass das dort ansässige Ausflugslokal im Hochsommer geschlossen ist und verlasse das Mittelgebirge eine Stunde später Richtung Hildesheim. Die Hildesheimer Börde erweist sich als angenehme, fahrerisch recht anspruchslose Gegend zum entspannten Durcheilen.
Vor zwei Jahren war ich bei dem Versuch, von Süd-Niedersachsen unter Vermeidung von Autobahnen zu meinen Eltern in der Lüneburger Heide zu kommen, übel eingegangen: Das Navi hatte mich damals herzlos mitten in der Rush Hour durch Hannover geführt – und anschließend über die langweiligsten Landstraßen der Welt bis nach Bomlitz (Landkreis Soltau-Fallingbostel). In diesem Jahr will ich mich gleich ergeben – und fahre bei der Raststätte Hildesheimer Börde auf die chronisch überfüllte und drängelige A7 in Richtung Hamburg. Immerhin, so umgehe ich Hannover. Bei Schwarmstedt habe ich genug von der unheilvollen Melange aus Elefantenrennen und tieffliegenden Außendienstlern, ich fahre die letzten 40 Kilometer durch die durchaus hübsch anzusehenden Allermarschen, über Landstraßen, die mit dem Lineal gezogen wurden.
Als ich gegen halb sechs Uhr abends mit meinem Helm in der Hand vor meinem Elternhaus stehe, wundert sich meine Mutter: „Wir haben dich gar nicht kommen hören. So ein Motorrad ist doch normalerweise lauter.“
Meine gefahrene Route kann man hier herunterladen (im TomTom-Dateiformat)
Tag 3: Pause
1162 km bin ich in den letzten zwei Tagen gefahren. Heute hat die GS Pause. Meine Eltern wollen auch mal was von mir haben. Und sie brauchen auch jemanden, der der Telekom mal eine dezente Ansage rüberlässt, weil das Internet im Haus nicht funktioniert. Am Router liegt es nicht, den habe ich zuvor gecheckt.
Tag 4: Geburtstagstour nach Hamburg
Heute habe ich Geburtstag. Ein etwas seltsames Gefühl, denn es ist seit über 20 Jahren der erste, an dem mein Frau nicht da ist und nur telefonisch gratuliert. Andererseits freut sich meine Mutter, dass sie ihrem Sohn mal wieder live ein Geburtstagsfrühstück machen kann. Mittags bin ich mit Rainer, meinem besten Freund und Trauzeugen verabredet, er wohnt in Hamburg. Eine durchgängig wirklich schöne Strecke von Bomlitz in die Hansestadt gibt es nicht, aber die gut 100 Kilometer über die Autobahn runterbrennen will ich auch nicht. Also fahre ich über Landstraße nach Soltau, dann weiter durch den – sehr hübschen – Naturpark Lüneburger Heide, dann über die B3 nach Neu-Wulmstorf. Dort ist der Einfluss der nahen Metropole Hamburg schon deutlich zu spüren, schön im idyllischen Sinne ist es hier nicht mehr. Da ich ohnehin durch den Elbtunnel muss, fahre ich auf die Autobahn – und erlebe meinen ersten Elbtunnel-Stau auf zwei Rädern. Geht auch.
Rainer wohnt in Osdorf, und zur Feier des Tages bekocht er mich lecker. Nachmittags kommt Rainers Kumpel Armin vorbei, er fährt eine BMW R1100RT, die Reisedampferversion meiner GS. Die Form muss man mögen, Armin sieht’s pragmatisch, er fuhr vorher Großroller. Für die verchromten Zylinderkopfdeckel kann Armin nichts, die hat der Vorbesitzer rangeschraubt. Die beiden wollen mir ihre kleine Hausrunde zeigen. Es geht nach Nordwesten, über Schenefeld und Appen nach Kollmar, in der Nähe der Elbfähre Glückstadt-Wischhafen. Nette Gegend, aber ein extrem kurvengieriges Mopped braucht man da nicht unbedingt. Die Jungs nehmen es gelassen und gleichen das Manko über das Marschtempo aus.
Abends gibt es eine Überraschung: Armins Frau Kerstin kommt vorbei und wir grillen. Sehr schön.

Tag 5: Cuxhaven
Eigentlich hatten Rainer und ich geplant, in den nächsten Tagen die Ostseeküste zwischen Flensburg und Rostock unsicher zu machen, doch das Wetterradar spricht eine andere Sprache: Eine Schlechtwetterfront zieht von Südwesten genau in unser geplantes Zielgebiet. Wir lassen sie passieren und fahren mittags in die Gegenrichtung, nach Nordwesten in Richtung Cuxhaven. Dabei übernehme ich die Führung auf der Hinfahrt, das Navi lotst uns über winkelige Straßen durch das Land zwischen Stade und Cuxhaven, das teilweise aussieht wie aus dem Ikea-Katalog. Auf dem Rückweg übernimmt Rainer auf seiner Ducati die Spitze und wählt weitere Radien. Gemeinsam lassen wir es fliegen, und seine 1000er Monster hört sich dabei an wie eine Spitfire im Sturzflug.

Tag 6: Pause in Hamburg
Mein Handy-Ladegerät ist durchgebrannt, und Rainer braucht dringend neuen Kaffee, den es nur in der Stadt gibt. Wir beschließen einen Hamburg-Bummel zu machen, der mit einer ganz persönlichen Führung durch den Freihafen endet. Abends sind wir an der Elbe bei Wedel und essen in einem kleinen, netten Fischlokal. Hamburg ist eine sehr beeindruckende Stadt.

Tag 7: Die Holsteinische Schweiz
Heute ist uns das Wetter gewogen, ich habe eine hübsch kurvige Strecke für die Gegend zwischen Bad Segeberg und Schöneberg in Holstein abgesteckt. Wir wiederholen das Spiel von gestern: Auf dem Hinweg übernehme ich die Führung auf meiner GS, zurück bestimmt Rainer mit seiner Monster den Kurs. Die Holsteinische Schweiz hat ihren Namen zu Recht, hier gibt es tatsächlich kurvige Strecken. Bevor wir die jedoch unter die Reifen bekommen, müssen wir erst einmal ans andere Ende von Hamburg. Mein Navi schlägt einen Weg vor, der Rainer nicht geheuer ist. Er überholt und übernimmt die Führung – und führt uns geradewegs in einen heftigen Innenstadt-Stau. Der einzige Patzer an einem ansonsten sehr gelungenen Motorrad-Tag. Das Wetter ist sommerlich, der Ausflugsverkehr glänzt an einem Werktag durch Abwesenheit, wir lassen es fliegen – und kommen abends mit 500 km mehr auf dem Tacho zurück.

Tag 8: Die Mondlandung
An meinem letzten Tag in Hamburg verzichten wir auf eine Motorradtour, die 500 km von gestern stecken uns noch in den Knochen. Wir schlafen aus, fahren in die neue – und merkwürdig seelenlose – Hafen-City und gehen in das Automuseum Prototyp. Teuer (8 Euro pro Nase), sehr stylish und mit einigen wirklich erstaunlichen Exponaten. Nach einem Imbiss in einem Schicki-Bistro werde ich langsam unruhig, denn ich muss heute Abend noch etwas bewerkstelligen, das nach Rainers Aussage fast so schwer ist wie die Landung einer Apollo-Fähre auf dem Mond – mit ausgefallenem Bordcomputer: Ich muss mein Motorrad auf einen Autoreisezug fahren. Vorher möchte ich noch Proviant kaufen. Rainer, der ohnehin über mein Reisegepäck staunt (ich habe sogar einen Regenschirm dabei, er ist allerdings zusammengefaltet nur etwas größer als ein Brillenetui), spottet über meine Organisationswut. Als er das letzte Mal im Autoreisezug fuhr, habe er sich seine Bettschwere im Speisewagen angetrunken und gegessen, berichtet er. Allerdings sei er völlig fertig gewesen, weil er den kompakten 600er Sportler, den er damals fuhr, über eine extrem steile Rampe habe fahren müssen. Der damalige Trip hielt noch weitere Dramen bereit: Unterwegs wurde er in Frankreich betäubt und beraubt, sein Motorrad sah bei der Ankunft in Biarriz aus wie ein Schlammklumpen – und die Reise endete mit einem Motorradunfall, bei dem er sich verletzte und heimfliegen musste.
Mit mulmigen Gefühlen, vier belegten Semmeln, drei Dosen Bier und einer Flasche Limo im Gepäck mache ich mich schließlich auf den Weg zum Bahnhof Hamburg-Altona. Dort angekommen, treffe ich auf andere Motorradfahrer, die nicht verstehen können, wieso jemand aus München nach Hamburg zum Motorradfahren kommt, sie machen es genau umgekehrt. Ich hole mir Tipps, wie ich mein Spandauer Schwermetall auf den Waggon bringen soll. „Ducken!“ lautet der allgemeine Ratschlag. Die erlaubte Maximalhöhe für Fahrzeuge auf dem Unterdeck liegt bei 1,57 Meter, ein Motorrad mit aufrecht sitzendem Fahrer ist weit höher. Plötzlich sehe ich zwei Honda Goldwing in Vollausstattung am Checkin – mit Anhänger! Das macht mir Mut: Wenn die Fahrer diese Brocken heil an Bord bekommen, sollte mir das bei meiner GS auch gelingen.
Dann werden wir zum Laden eingewunken, es geht los. Es ist wirklich höllisch eng, ich liege mit dem Kinn auf dem Tank, kann nach vorn kaum etwas sehen, weil der Helm so weit nach unten geneigt ist. Ich versuche vorsichtig den Kopf zu heben, ein Knall auf den Helm zeigt mir, dass nicht viel Luft ist zwischen mir und dem Stahl über mir. Dann ist es geschafft: Mein Motorrad steht in Position und wird sofort verzurrt. Ich nehme meinen Helm und meine paar Habseligkeiten für die Nacht an mich und suche mein Abteil, denn ich habe Liegewagen gebucht.
Eine Fahrt im Autoreisezug gilt als minderlustig und weit gehend komfortfrei, vor allem, wenn man Liegewagen gebucht hat. Schlafwagen ist etwas netter, aber da kann man keinen Einzelplatz buchen, sondern nur ein ganzes Abteil für 400 Euro pro Fahrt. Doch ich habe zumindest etwas Glück, wir sind nur zu viert in einem Sechser-Abteil. Es findet sich sogar ausreichend Platz für meine Motorradklamotten, den Rest der Reise trage ich T-Shirt, Stoffhose und Sneakers. Auf diesen laufe ich am Bahnsteig die Waggons ab und stelle fest: Dieser Zug hat keinen Speisewagen! In meinem Abteil sorgt diese Nachricht für gelinden Frust, aber wir richten uns ein. Später werden wir herausfinden, dass im Nachbarwaggon wenigstens ein paar Getränke zu haben sind. Ich pfeife mir meine Biere ein und quatsche auf dem Gang mit einem anderen Motorradfahrer, während sich die anderen in meinem Abteil aufs Ohr hauen. Elf Stunden fährt der Zug von Hamburg nach München – das wird eine lange Nacht. Als ich so gegen elf ins Bett gehen und vorher noch ein Bier wegbringen will, sind drei der Toiletten kaputt und gesperrt, bevor ich eine vierte finde, die noch funktioniert. Vielleicht liest ja jemand von der Bahn diese Zeilen und beantwortet mir die Frage, ob sich die Bahn für dieses miese Servicelevel nicht schämt.

Tag 9: Zurück in München
Die Nacht im Liegewagen ist furchtbar, aber sie geht vorbei. Der Zug schwankt und dröhnt, meine Noise-Cancelling-Ohrhörer leisten mir erstaunlich wertvolle Dienste. Morgens gibt es einen wirklich schauderhaften Kaffee und ein labberiges Croissant aus der Plastiktüte als Frühstück. Ein Glück, dass ich vom Bahnhof aus nur noch ein paar Kilometer bis zu unserer Wohnung fahren muss – die anderen haben heute ihren ersten Urlaubstag vor sich.
Um kurz nach halb sieben morgens läuft der Zug am Bahnhof München-Ost ein, zehn Minuten eher als geplant. Leider gelingt es der Bahn nicht, diesen Zeitvorsprung für ihre Kunden zu erhalten: Nachdem wir zu Fuß durch den halben Bahnhof gewandert sind, stehen wir uns am Autozug-Verladeterminal die Beine in den Bauch, da erst ein anderer Zug entladen werden muss. Um Viertel vor acht sind wir dran. Musste ich in Hamburg nur durch einen Waggon fahren, weil die Motorräder als letztes aufgeladen wurden, geht es jetzt anders herum – wir müssen den Autos hinterher durch alle Waggons fahren – müde, mit kalten, unwillig laufenden Motoren und im Stop & Go. Aber es geht erstaunlich gut, wenige Minuten später verlasse ich das Bahngelände und reihe mich in den Münchner Berufsverkehr ein.
Als ich zuhause ankomme, zeigt mein Tacho fast genau 2.200 km mehr an als bei der Abfahrt. Technische Probleme? Keine. In Eisenach hatte ich eher aus prophylaktischen Gründen mal einen Viertelliter Öl nachgefüllt, aber den hätte es vermutlich gar nicht gebraucht. Beim Absteigen sehe ich vier Reisesouvenirs: Die Leute von DB Autozug haben beim Entfernen der Spanngurte vergessen, die Gurtlaschen abzumachen, die sie mir in Hamburg an die Gabelholme und den Heckrahmen gebunden hatten. Ich werde sie in Ehren behalten.

Mittwoch, 20. Juli 2011

Km 53.458: DB Autoreisezug

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Die finale Herausforderung dieser Tour ist gemeistert: Ich habe meine GS in Hamburg-Altona eigenhändig auf den Autozug-Waggon gefahren. Das Problem dabei: Ein aufrecht sitzender Motorradfahrer ist deutlich höher als das Deck eines Autotransporters. Also fährt man mehr oder weniger mit dem Kinn auf dem Tank... Okay, das ist geschafft, jetzt muss ich nur noch die Nacht herumbringen, bis ich morgen früh in München ankomme. In diesem Zusammenhang alles andere als hilfreich: der Zug hat keinen Speisewagen. Schade, ich hatte mich so auf eine warme Mahlzeit an einem Tisch gefreut.

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Km 53.236: Schönberger Strand

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Heute sind wir mal in den Nordosten von Hamburg aufgebrochen. Das Wetter war zwar durchwachsen, blieb aber den ganzen Tag über trocken. Am Ende des Tages hatten unser Motorräder über 500 km mehr auf dem Tacho. Die Gegend um Plön, Eutin und Ratzeburg ist wunderschön - und ein perfektes Revier zum Motorradfahren.

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Montag, 18. Juli 2011

Km 52.941: Fähre Glückstadt-Wischhafen

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Seit Samstag bin ich jetzt bei meinem alten Freund Rainer in Hamburg und mache die Nordseeküste unsicher. Hier sind wir gerade auf dem Rückweg von Cuxhaven und setzen über die Elbe. Verluste an der Technik? Bislang keine - bis auf mein Handy-Ladegerät, das ist heute nacht durchgebrannt.

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Donnerstag, 14. Juli 2011

Km 52.224: Okertalsperre

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Der Harz als Motorradrevier wird irgendwie überschätzt : Straßen voller Schlaglöcher, extreme Tempolimits und der Harzer am Steuer...

(Sollte heute Nachmittag um zwei raus, hat aber nicht geklappt)

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Km 52.424: Bomlitz

"Wir haben dich gar nicht kommen hören." Meine Mutter nimmt erstaunt zur Kenntnis, was echte Motorrad-Kenner längst wissen: Ein serienmäßiges Spandauer Schwermetall tönt dezent und nicht unbotmäßig laut. Nach meiner Harz-Expedition bin ich über die Hildesheimer Börde auf die A7 gefahren, von dort aus sind es keine 80 Kilometer bis zum Walsroder Kreuz. Spaß macht das nicht wirklich, aber in der Rush Hour mitten durch Hannover will man auch nicht unbedingt. 1162 km in zwei Tagen bin ich gefahren. Probleme? Keine. Sogar das Wetter hat heute halbwegs mitgespielt: Es begann erst zu nieseln, als ich warm und trocken am Kaffeetisch saß. Morgen bleibt die Kuh im Stall - meine Eltern wollen auch mal was von mir haben.

Km 52.159: Northeim

Don's Diner hat Parkplätze nur für Motorräder - das ist einen Stopp wert. Diese ganzen Gegenden, die sich auf den braunen Schildern entlang der Autobahn nur spießig anhören - Kurhessen, Fuldatal, Solling, sind mit dem Motorrad eine reine Freude. So, jetzt wartet eine Currywurst mit Pommes auf mich, und dann kommt der Harz.

Km 51.969: Hoher Meißner

Aus Thüringen rüber nach Hessen. Südlich von Kassel kurve ich durch sanfte Hügel. Wetter? Immer kurz vorm Regen...


Mittwoch, 13. Juli 2011

Km 51886: Eisenach

In Luisenthal hatte ich mir (zum ersten Mal) mit der HRS-App für Android ein Hotelzimmer mit dem Handy gebucht. Meine Wahl fiel auf das CityHOTEL, ein Dreisterne-Haus für 44€ inkl. Frühstück. Der City-Charakter des Hotels ist übersichtlich (siehe Aussicht aus dem Fenster), aber das ist mir im Moment ziemlich wurscht, denn ich bin schon ganz schön platt.

582 km bin ich heute gefahren, behauptet das Navi. Ok, davon waren rund 180 km Autobahn von München nach Schnaittach, aber insgesamt war ich 7:37 h unterwegs. Wenn ich wieder zuhause bin, poste ich mal die Route, die war nämlich wirklich toll. Ansonsten gehe ich jetzt erst mal duschen.


51786 km: Luisenthal

Es sind noch gut 100 km bis nach Eisenach. Mein Spandauer Schwermetall und ich haben erst in der Fränkischen Schweiz und dann am Rennsteig alles gegeben. Jetzt sitze ich in einer Imbißstube, lausche den Locals - und verstehe kein Wort.


Km 51519: Gößweinstein

Abfahrt heute früh im Dauerregen - die ersten 160 km Autobahn bis Nürnberg waren nicht so lustig. Jetzt sitze ich in Gößweinstein (Fränkische Schweiz) in der Sonne und hoffe, dass das so bleibt.


Dienstag, 12. Juli 2011

Dies ist ein Test

Gehen Sie bitte weiter, hier gibt es nichts zu sehen.

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Kilometerstand 51.262: Morgen geht's los

Die BMW ist gesattelt, die letzten Routen werden ins Navi einprogrammiert, morgen geht es in Richtung Norden.

Das ist der Plan:
  • Morgen von München aus über die fränkische Schweiz und den Rennsteig in Thüringen bis nach Eisenach fahren.
  • Übermorgen bis in die Lüneburger Heide, meine Eltern besuchen.
  • Freitag ist Freu-Tag, weil Freitag ist Fix- und Foxi-Tag.
  • Am Samstag geht es nach Hamburg, meinen guten Kumpel Rainer besuchen.
  • Danach mache ich mit Rainer Nord- und Ostdeutschland unsicher.
  • Und in einer Woche wartet eine besondere Grenzerfahrung auf mich: Die GS in Hamburg-Altona auf einen Autozug bugsieren, dafür sorgen, dass sie gut verzurrt wird - und dann in einem Sechser-Liegewagen zurück nach München
Ich bin gespannt, was ich alles erleben werde. Ich werde berichten

Tourist Trophy auf der Isle of Man

Eins der wüstesten Videos über ein Motorradrennen, das ich jemals gesehen habe.



Angeblich sollen alle, die man auf dem Video stürzen sieht, nach wie vor am leben sein und Rennen fahren.

Disclaimer: Nein, ich fahre nicht so. Wirklich nicht.

Sonntag, 26. Juni 2011

High Tech gegen Lärm im Kopf

Beim Motorradfahren höre ich mein Motorrad überhaupt nicht, zumindest nicht ab Tempo 100. Der Grund ist der Fahrtwind. Er bollert so laut um meinen Helm, dass er so ziemlich alle anderen Geräusche übertönt. Arbeitsmedizinisch ist Motorradfahren auf der Autobahn eigentlich bedenklich laut, 90 Dezibel erreicht der Lärm im Helm leicht, gern auch mehr. Viele Motorradfahrer machen sich deshalb - vor allem auf Langstreckenfahrten - Gedanken um ihre Ohren. Ohrstöpsel sind weit verbreitet, und wer in dieser Hinsicht perfektionistisch veranlagt ist, der trägt 120 bis 150 Euro zu einem Hörgeräteakustiker und lässt sich Silikonstöpsel nach Maß basteln.
Ich bin das Thema bislang eine Nummer tiefer angegangen. Mit normalen Ohstöpseln war ich nicht zufrieden, sie geben so ein taubes Gefühl auf den Ohren, und manchmal gibt es sogar Schmerzen beim Druckausgleich. Außerdem habe ich bei längeren Touren eigentlich immer mein Navi an. Deshalb trage ich In-Ear-Kopfhörer. Die Besseren kommen heute mit austauschbaren Silikon-Kissen, um sie an unterschiedlich starke Gehörgänge anzupassen. Die Dinger schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie dämpfen den Geräuschpegel im Ohr, und sie sorgen dafür, dass die Dame vom Navi mein Gehör findet.
Diese Ohrhörer da oben im Bild versprechen, den Job noch besser zu machen. Das "NC" in der Typenbezeichnung des Sony MDR NC 13 steht für "Noise Cancellation". In der Leitung des Kopfhörers befindet sich ein kleiner Kasten, etwa halb so groß wie eine Streichholzschachtel. Er enthält einen Soundprozessor, der Schallwellen auslöscht. Die Lautsprechersysteme des MDR NC 13 sind größer als die normaler In-Ear-Kopfhörer, denn in ihnen ist jeweils ein Mikrofon eingebaut. Das Mikro nimmt Umgebungsgeräusche auf, gibt sie an den Signalprozessor weiter, und der löscht sie aus, indem er gegenphasige Schallwellen erzeugt. Das System der aktiven Lärmauslöschung ist schon relativ alt, ich habe bereits vor 15 Jahren einen Kopfhörer gehabt, der das konnte. Allerdings war das ein Riesending, während die Stöpsel des MDR NC 13 unter meinen Helm passen.

Erster Versuch
Die Anwendung ist sehr simpel, einzustellen gibt es nichts. In den Kasten mit dem Signalprozessor passt eine AAA-Batteriezelle (Lebensdauer bis zu 100 Stunden), außerdem ist ein Ein-Ausschalter dran, mehr nicht. Wenn man den Prozessor ausgeschaltet lässt, funktionieren die Hightech-Hörer wie ganz normale Kopfhörer der 25-Euro-Klasse. Schaltet man ihn ein, merkt man zunächst: Nichts. In der Bedienungsanleitung ist von einem leichten Rauschen die Rede, an dem man merken könne, dass der Prozessor arbeitet, aber auch das nehme ich nicht wahr. Bei meinem alten Anti-Noise-Kopfhörer, den ich 1994 in Amerika kaufte, bekam man nach dem Einschalten einen merkwürdigen Druck auf den Ohren, auch das spüre ich beim Sony nicht. Ist das Ding kaputt?

Musik auf dem Kraftrad
Also ein erster Test: Auf dem Rückweg vom Laden tue ich etwas, was ich sonst eigentlich nie mache: ich höre Musik auf dem Motorrad. Ich stöpsle die Sony-Hörer in mein Handy, schalte Musik ein, setze den Helm auf und fahre los. Es ist schwer zu sagen, welchen Anteil an der Dämpfung des Umgebungsgeräuschs die Stöpsel haben und welchen die Noise-Cancellation-Technik. Fakt ist: Es geht erstaunlich gut. Rund um mich herum ist alles eine ganze Portion leiser als sonst. Die Musik klingt angenehm im Ohr, keineswegs ohrenbetäubend. Gleichzeitig habe ich nicht das Gefühl, von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. An Ampeln höre ich mein Motorrad und auch die Autos um mich herum.
Der Soundprozessor steckt während der Fahrt in meiner Jackentasche, da ist es schlecht, durch An- und Ausschalten herauszufinden, wie die Elektronik wirkt. Also setze ich mich zuhause an den Computer und schaue mir ein Motorradvideo an. Ich drehe die Lautsprecherboxen so laut, dass sich die Katze erschreckt. Jetzt ist der Effekt deutlich zu hören. Mit eingeschaltetem Soundprozessor ist der Motorradklang gefühlt ein Drittel leiser. Das ist nicht die Welt, aber spürbar.

In der Praxis: Es klappt tatsächlich
Also teste ich die Geschichte auf einer Motorradtour im Westen von München. Es fällt bereits bei Stadttempo auf, dass die Windgeräusche deutlich gedämmt sind. Man muss das Navi nicht besonders laut drehen, um es einwandfrei zu verstehen. So etwa ab Tempo 100 mischt sich elektronisches Gespratzel in die Geräuschkulisse. Ich vermute, dass die Lautsprecher jetzt ziemlich ackern müssen, um gegen die enorme Geräuschkulisse von außen anzustinken - und dass sie damit an ihre Grenzen kommen. Auf der Autobahn fahre ich kurzfristig 140. Es wird laut - ein Motorrad ist schließlich keine S-Klasse. Aber: Der Lärm ist nicht mehr ohrenbetäubend, es ist gut auszuhalten. Der Tragekomfort der Hörer ist - für mich - akzeptabel. Ob ich das auch noch sage, wenn ich sie ein paar Tage ununterbrochen getragen habe, werde ich im Juli auf einer einwöchigen Tour ausprobieren.

Fazit
49 Euro verlangt Saturn für die Ohrhörer, im Netz gibt es sie zum Teil deutlich billiger. Damit liegt der Aufpreis fürdie Noise-Cancellaton in der Größernordnung von 25 Euro, und das ist die technik allemal wert. Man sollte allerdings idealerweise ausprobieren, ob die relativ großen Ohrstöpsel auch unter den Helm passen, bevor man sie kauft. Leider ist kein wiederaufladbarer Akku verbaut, wie bei meinem Bluetooth-Headset-Empfänger. Andererseits müsste man dann noch ein Ladegerät mehr auf Tour mitnehmen.


Warum senden die bei RTL nicht mal so was?

Mein geschätzter Kollege Clemens Gleich ist da hin gegangen, wo es weh tut: er hat ohne Rücksicht auf seine geistige, körperliche und moralische Verfassung die Wahrheit über die bösen, bösen Motorradraser herausgefunden. Nun ist Gleich nicht der erste, der packende TV-Reportagen dazu produziert hat, das ZDF und vor allem RTL haben zuvor schon häufiger dieses brisante Thema aufgegriffen. Allerdings schafft es Gleich, deutlich weniger vorurteilsbeladen an die Sache heranzugehen.

Also Frau Schäferkordt, warum senden Sie nicht so was?

Donnerstag, 16. Juni 2011

Essen sie in Korea eigentlich Katzen?

Das ist irgendwie ein süßer Werbespot - was in erster Linie daran liegt, dass es eine wirklich süße Katze ist.



Dennoch werde ich das ungute Gefühl nicht los, die bei Samsung sollten keine Versuche mit Tieren machen, nur um so ein blödes Telefon zu bewerben. Oder waren es die von AT&T? Die sollten das schon dreimal nicht machen.

Montag, 6. Juni 2011

Das ändert alles - wieder einmal

Wie viele wissen, stehe ich den Produkten des Hauses Apple mit einer gewissen Skepsis gegenüber. Aber das hier ist wirklich der Reißer.



Weiß jemand, wann das nach Deutschland kommt?

Freitag, 3. Juni 2011

In eigener Sache: 5118 Besucher

Google Analytics hat mir gerade bestätigt, dass das Zonenblog in den vergangenen 30 Tagen erstmals mehr als 5.000 Besucher hatte - vielen Dank für dieses großartige Interesse! Die statistische Steigerung gegenüber dem Vormonat betrug über 500 Prozent und ist vor allem dem Artikel "Wie die Sparkasse sich ihre Wicherheit von den Kunden bezahlen lässt" vom 23. Mai geschuldet: Er wurde allein über 4.500mal angeklickt. Auch hatte ich auf diesem Blog noch nie zuvor eine Diskussion mit so vielen Diskussionsbeiträgen, die zudem noch ein solch hohes Niveau durchhielten. Ich hoffe, das gelingt mir in Zukunft noch öfters.

Dienstag, 31. Mai 2011

Nicht nur online kann man betrügen

Spricht man mit - zumeist älteren - Mitmenschen über das Internet, dann schlägt einem bisweilen blanke Paranoia entgegen: Das Netz sei doch voller Gefahren, Abzocke an allen Ecken! Nun, man braucht keinen Internet-Anschluss, um andere Leute in großem Stil um ihr Geld zu bringen. Die Deutsche Post als Erfüllungsgehilfe tut's auch.

Nehmen wir zum Beispiel Sebastian Cyperski, Geschäftsführer der GWE-Wirtschaftsinformations GmbH. Ihm gehört auch die Domain www.gewerbeauskunft-zentrale.de. Gestern fand ich einen grauen Briefumschlag von der Gewerbeauskunft-Zentrale in meinem Briefkasten, darin ein amtlich aufgemachtes Schreiben, in dem ich aufgefordert wurde, meinen Adresseintrag zu aktualisieren und das Formular unterschrieben zurückzusenden. Adressiert war das Schreiben an eine Firma, die es nicht gibt, nämlich die Firma "Frank Kemper Journalist". Die Masche als solche ist uralt: Windige Geschäftemacher belästigen kleine und mittlere Gewerbetreibende mit Pseudo-Gebührenrechnungen, die in Wirklichkeit nichts anderes sind als getarnte Auftragsformulare für einen Eintrag in ein völlig überflüssiges Adressverzeichnis. Wer den Wisch des Herrn Cyperski unterschreibt, ist mit 39,85 Euro dabei - pro Monat. Da der mit der Unterschrift abgeschlossen Vertrag über zwei Jahre läuft, ergeben sich 956,40 Euro. Oops!

Da stellt sich doch die Frage: Darf der Herr Cyperski als amtliche Schreiben getarnte Verkaufsofferten an Unternehmen schicken, mit denen er keine Geschäftsbeziehungen unterhält? Das Landgericht Düsseldorf sagt: Nein. Es verurteilte Cyperskis Unternehmen im April 2011 auf Unterlassung, das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig.

Was Herr Cyperski vermutlich noch weniger darf: Er darf Verbraucher nicht mit solchen Angeboten belästigen. Und das hat er in meinem Fall getan. ich bin zwar Journalist, aber ich bin keine Firma. Ich bin Arbeitnehmer, wie andere Leute auch. Ich lasse das gerade bei einem Anwalt prüfen.

Montag, 30. Mai 2011

Achtung: Terror!

Mein geschätzter Kollege Richard Gutjahr hat einen Beitrag über die Aushöhlung der Bürgerrechte unter dem Deckmantel des Kampfes "gegen den Terror" und "gegen Kinderpornographie" geschrieben.

Meine Meinung: Jeder aufgeklärte Demokrat und Staatsbürger sollte diesen Beitrag lesen.

Und vielleicht erklären sich einmal die Grünen und die SPD in dieser Sache. Es gibt nämlich wahrlich noch andere wichtiger Themen auf der politischen Agenda als Fukushima.

Montag, 23. Mai 2011

Wie die Sparkasse sich ihre Sicherheit von den Kunden bezahlen lässt



Wer dieser Tage an einem Geldautomaten der Stadtsparkasse München (SSKM) Geld abheben will oder die Website der Bank aufruft, der wird mit Aktionismus begrüßt. Die SSKM führt die beiden neuen Sicherungsmechanismen smsTAN und chipTAN ein. Die Kunden werden mit einem Preisausschreiben zum Umstieg ermuntert, zu gewinnen gibt es das obligatorische iPad, was man halt so verlost zu solchen Gelegenheiten. Doch auch wer an dem Preisausschreiben nicht teilnimmt, muss sich bewegen: Anfang 2012 schafft die SSKM das bislang verwendete iTAN-Verfahren ab.

iTan, chipTAN, smsTAN, was sind die Unterschiede?

Ursprünglich setzte die SSKM das PIN-TAN-Verfahren (Persönliche Identifikations-Nummer und Transaktionsnummer) ein, um den unbefugten Online-Zugriff auf die Konten ihrer Kunden zu verhindern. Das Prinzip ist bekannt: Man meldet sich mit seiner Kontonummer und einer Geheimzahl (PIN) an. Für jede Überweisung o.ä. gibt man eine TAN ein, die schreibt man von einer Liste ab, die man von der Bank geschickt bekommen hat. Jede TAN lässt sich nur einmal verwenden, dann verfällt sie. Hat man alle 50 Nummern auf der Liste benutzt, schickt die Bank eine neue Liste. Hört sich sicher an, ist es aber nicht. Durch eine Phishing-Attacke können Angreifer an die PIN und an eine TAN kommen. Damit räumen sie dann das Konto ab, bevor das Opfer überhaupt bemerkt, dass etwas faul ist.

Also führte die SSKM vor ein paar Jahren iTAN ein: Dieselbe PIN, die gleiche TAN-Liste, nur legt hier der Sparkassen-Computer fest, welche der 50 TANs jetzt eingegeben werden muss, um eine Überweisung zu autorisieren. Das machte das herkömmliche Phishing schwieriger, aber nicht unmöglich.

Das neue chipTAN-Verfahren erfordert eine EC-Karte mit Goldchip drauf, außerdem einen speziellen Chipkartenleser. Dieser Leser erzeugt dann auf Knopfdruck eine TAN, die nur einige Minuten gültig ist. Der Kunde gibt die TAN in das Online-Formular auf seiner Banking-Seite ein und gut. Nicht so gut: Der Kartenleser passt in keine Geldbörse, und wenn die Batterie kaputtgeht, dann ist es Essig mit dem Onlinebanking.

Am vernünftigsten hört sich das smsTAN-Verfahren an: Man hinterlegt eine Mobilfunknummer bei der Bank. Wenn man für eine Transaktion eine TAN braucht, dann kommt sie per SMS an dieses Handy. Man tippt sie ein und gut. Das Handy hat man normalerweise ohnehin immer dabei. Und weil die TAN per SMS übertragen wird, kann sie auch nicht im Internet ausgeforscht werden.

Um zwei Dinge mache ich mir allerdings etwas Gedanken.

Erstens ist die Absicherung des Kundenlogins auf der SSKM-Website verhältnismäßig dürftig ausgefallen, außer der Kontonummer (nicht geheim) und einer fünfstelligen PIN braucht man nichts, um auf die Seite zu kommen und gegebenenfalls eine neue Handynummer zu hinterlegen, an die künftig die TANs geschickt werden müssen,. Wie verhindert die Sparkasse einen solchen Angriff?

Und regelrecht dreist finde ich, dass sich die SSKM die Sicherung des Online-Zugriffs auch noch vom Kunden bezahlen lässt. Stolze 9 Cent soll jede TAN-Anforderung kosten. Derzeit beträgt die Kontoführungsgebühr bei einem normalen Privatgirokonto 4,95 Euro pro Monat. Verzichtet man auf die Möglichkeit, für die Regelung seiner Geldgeschäfte die Hilfe eines Angestellten in einer SSKM-Filiale in Anspruch zu nehmen, kostet das Konto nur noch 2,30 Euro. Nun gehen wir mal von zehn Überweisungen aus, das ist ja nicht die Welt. Bislang sind sie kostenlos, ab 2012 will die Stadtsparkasse München dafür neun Cent (für die Übermittlung der TAN), das macht dann 90 Cent oder eine Erhöhung der Grundgebühr um 39 Prozent!

Entschuldigung, aber: Geht's noch?

Wie dreist muss man sein, um zu glauben, dass man die Kunden alle Arbeit selbst machen lassen kann (Online-Banking), ihnen keine Zinsen für ihr Guthaben zu zahlen braucht, für eine Kreditkarte Geld zu verlangen, für das Konto an sich auch - und dann noch für jede Überweisung? Wieso, liebe Stadtsparkasse München, glaubst du eigentlich, dass du damit durchkommst?

Ich bin jetzt seit über 40 Jahren Kunde der Sparkasse. Ich mag es, dass ich an vielen Ecken der Stadt einen Geldautomaten mit dem roten Logo finde, und um die paar Kröten für das Girokonto habe ich mich bislang nicht gekümmert. Doch vielleicht sollte ich - wie viele Kollegen - doch lieber ein Konto bei der DKB-Bank aufmachen: keine Kontoführungsgebühr, 1,6 Prozent aufs Guthaben, die Kreditkarte ist gebührenfrei - und das Abheben damit von weltweit jedem(!) Geldautomaten ebenfalls.

Ich habe der Stadtsparkasse eine Mail geschrieben und sie gefragt, wie sie dazu kommt, mir dafür Gebühren zu berechnen, dass ich ihnen helfe, auf mein Geld aufzupassen.

Mal sehen, was da kommt.

Update (26. Mai 2011, 15.11 Uhr): Nachdem ich diesen Beitrag auch auf Facebook verlinkt hatte, kamen dort einige Kommentare zu dem Inhalt. Unter anderem machte mich ein Leser darauf aufmerksam, dass die Stadtsparkasse Augsburg für die smsTAN-SMS nichts berechnet.

Gestern kam eine E-Mail von Andrea Betz, einer Privatkundenberaterin "meiner" SSKM-Filiale. Ich kenne Frau Betz bereits persönlich, wir hatten in den vergangenen zwei, drei Jahren gelegentlich einmal miteinander zu tun. Frau Betz bat mich um einen Rückruf - mit der durchaus nachvollziehbaren Begründung, viele Fragen ließen sich im persönlichen Gespräch einfacher klären als per E-Mail. Also flugs angerufen.

Es war ein angenehmes Gespräch. Frau Betz ist eine intelligente Person, die einem nicht auf den Nerven herumspringt (ich erwähne das, weil es im Bankgewerbe keineswegs selbstverständlich ist). Das Gespräch erbrachte folgende Ergebnisse:

  • Die Entscheidung, die smsTAN kostenpflichtig zu machen, resultiert aus einem Beschluss des SSKM-Vorstandes zur Kostentransparenz: Gebühren sollen dort berechnet werden, wo sie entstehen. Niemand soll für etwas zahlen, was er gar nicht nutzt. Die SSKM kauft die SMS mit 9 ct. ein und berechnet die Kosten einfach weiter. Ebenso hält sie das zum Beispiel mit Porti für die Zusendung von Bankauszügen.
  • Auch das oben beschriebene chipTAN ist beileibe nicht kostenlos. Im Info-Text der SSKM zum chipTAN hieß es zwar, man könne sich das dazu erforderliche Lesegerät "in der Filiale abholen". Dass jedes Gerät elf Euro kostet, muss ich wohl überlesen haben...
  • Die günstigen Konditionen von reinen Online-Banken sind ihr durchaus bewusst, jedoch habe man dort keinen Zugriff auf gut ausgebildete Kundenberater "wie zum Beispiel mich" (A. Betz). Gut, das ist ein Punkt.
  • Das Classic-Girokonto, das ich im Moment habe, ist für meine Bedürfnisse zu teuer. Frau Betz hat angeregt, dass ich das Online-Konto nutzen solle, bei dem jede Überweisung in der Filiale Geld kostet, dort spare ich dann etwa die halbe Grundgebühr (na ja, immerhin was). Wenn ich auf dem Konto im Schnitt 1.500 Euro Guthaben habe, erlässt mir die Sparkasse sogar die Grundgebühr.
Man sieht: Sie bemühen sich. Ob man damit die Generation Facebook gewinnt? Ich habe da so meine Zweifel.

Update 2 (29. Mai 2011): Seit gestern hatte ich rund 4.600 Besucher auf meinem Blog, das entspricht laut Google Analytics über den Monat betrachtet einer Steigerung von 671%. Der Grund: Rechtsanwalt Udo Vetter fand diesen Beitrag offenbar spannend genug, um in seinem Law Blog darauf zu verlinken. Freut mich, vielen Dank. Noch schöner wäre es, wenn die Stadtsparkasse München zu der ganzen Geschichte Stellung nehmen würde. Sie sind herzlich eingeladen!

Samstag, 30. April 2011

Die China-Frage

Was ihr hier seht, ist ein Camcorder mit einer Auflösung von 720x480 Pixel und einer Aufnahmefrequenz von 30 Bildern pro Sekunde. Damit erreicht diese Kamera nicht ganz die PAL-TV-Norm, denn die geht von Bildern in einer Auflösung von 702x576 Bildpunkten aus, allerdings nur 25 davon in der Sekunde. Also, ihr seht hier eine digitale Videokamera, die fast Fernsehnorm erreicht, die in Farbe und mit Ton aufnimmt. Sie speichert ihr Signal auf Standard-Mikro-SHDC-Speicherkarten mit einer Kapazität von maximal 128 GB, das entspricht dann ungefähr einer Aufnahmelänge von eineinhalb Tagen. Weil allerdings der Akku in der Kamera nur 70 Minuten hält, ist eine so hohe Speicherkapazität eigentlich unsinnig, eine 4GB-Karte tut es auch, die reicht für eine Stunde. Mit 9,50 Euro ist solch eine Speicherkarte immer noch teurer als die Kamera selbst. Die kostet nämlich bei eBay nur 9,22 Euro - inklusive Versand, versteht sich.

Wie kann das sein?

Versuch macht kluch, also habe ich mir so eine Kamera bestellt. Genauer gesagt: Ich habe zwei genommen, man weiß ja nie, vielleicht ist ja eine kaputt. Nach gehöriger Wartezeit von rund drei Wochen traf ein kleiner, gepolsterter Versandumschlag bei mir ein, er enthielt einen Beutel aus Luftfolie, darin steckten zwei Kameras, jede mit einer kleinen Kette und einem Schlüsselring dran (an dieser hier habe ich den Ring abgemacht), außerdem zwei USB-to-Mini-USB-Adapter und zwei winzig kleine Faltblätter mit der Bedienungsanleitung darin. Der Zoll ließ die mikroelektronischen Wunderwerke ungehindert passieren, schließlich hatten die Absender auf der Zolldeklaration wahrheitsgemäß angegeben, der Umschlag enthalte Schlüsselanhänger.

Die Inbetriebnahme ist simpel: Micro-SHDC-Karte kaufen (Vorsicht vor Class-4-Fälschungen, also lieber im lokalen Fachhandel), Karte einstecken, Kamera mit USB-Kabel an einen PC hängen und den Akku aufladen. Derweil die Bedienungsanleitung zu entziffern versuchen, die in ungefähr fünf Punkt großer Schrift gedruckt und in so lausigem Englisch verfasst ist, dass man sie nur rudimentär versteht. Nicht nur die Anleitung enthält Fehler: Es wird von einer beiliegenden CD-ROM geschrieben, die einen Treiber enthalte, der aus der Kamera eine Webcam machen würde - die CD lag nicht bei, ein im Netz gefundener Treiber funktionierte nicht. Und der beiliegende USB-to-Mini-USB-Adapter verweigerte ebenfalls seinen Dienst, aber ein Haushalt, in dem nicht mindestens ein Mini-USB-Kabel herumliegt, dürfte heute vermutlich nur noch bei den Amish zu finden sein. Ich nahm ein Kabel von meiner Canon-Digitalkamera, klappt einwandfrei.

Die Aussage der Bedienungsanleitung lässt sich in knappen Worten zusammenfassen: Von den vier Knöpfen auf der Oberseite des Gehäuses sind die beiden hinteren (an der Öse für den Schlüsselring) ohne Funktion. Die beiden vorderen steuern die gesamte Kamera. Mit Druck auf den hinteren von den beiden Knöpfen schaltet man die Kamera auf Standby - eine winzige gelbe Leuchtdiode beginnt zu leuchten. Drückt man den vorderen Knopf einmal kurz, geht die LED einmal kurz aus, die Kamera hat ein Standbild gemacht. Drückt man den Knopf länger, blinkt die LED dreimal schnell - die Videoaufzeichnung beginnt. Ein weiterer Druck auf diesen Auslöseknopf beendet die Videoaufnahme, ein Druck auf den anderen Knopf schaltet die Kamera wieder aus. Mehr muss man nicht wissen.

Ich besitze insgesamt vier Handys, die Video-Aufnahmen machen können. Außerdem kann meine Canon Powershot A590IS Videos aufnehmen. Was soll ich also mit einer chinesischen No-Name-Kamera für 9,22 Euro? Nun, vor zwei Jahren startete ich einen Versuch, damit ein Video von einer Motorradfahrt zu machen. Dabei betrieb ich beträchtlichen Aufwand - und bekam kümmerliche Resultate. Auf den Bildern war vor lauter Vibrationen kaum etwas zu sehen. Außerdem konnte ich mir vorstellen, dass eine Kamera mit Motorzoom und anderen beweglichen Teilen auf die Dauer den Vibrationen eines Motorrades nicht gewachsen sein würde. Diese billigen Keyring-Kameras, hörte ich, machen keinen schlechten Job. Und wenn eine kaputtgeht - macht ja nix, kostet ja kein großes Geld. Also habe ich meine Kamera aufgeladen und an die Frontverkleidung meiner BMW R1100GS gesteckt. Es gibt da so einen Spalt zwischen Windschild und Frontscheinwerfer, da passt die Kamera genau rein. Und das sind die ersten Resultate:


Wenn man sich überlegt, dass die Keyring-Camera nur ein Zehntel meiner Canon kostet, sind die Bildergebnisse schockierend gut. Okay, wer den Ton anhört, der merkt, dass die automatische Aussteuerung offenbar mit dem Fahrtwind völlig überfordert ist - sobald das Motorrad etwas schneller wird, hört man kaum noch was. Und bei ca. 2:58 beginnt eine Etappe, wo ich etwas schneller fahre, hier beginnt das Bild zu wobbeln. Ich weiß noch nicht, ob das an den Vibrationen oder an Störstrahlung aus der Lichtmaschine liegt, aber, hey, wir reden von 9,22 Euro. Mit Versand.

Das führt mich zur chinesischen Frage. Nicht "Wie machen die das bloß?", sondern "Warum machen die das bloß, Und warum machen sie das nicht richtig?" Nach westlichen Maßstäben wäre es schon schwer, für 9,22 Euro brutto die Fertigung eines Plastikklötzchens, seine Verpackung, den Versand nach Deutschland, die eBay-Gebühren und die Steuern zu bezahlen und dabei noch etwas zu verdienen, aber die Chinesen bauen auch noch eine Digital-Videokamera ein, die noch nicht einmal richtig schlecht ist. Andererseits machen sie alles falsch, was geht: Keine Rechnung dabei, die Bedienungsanleitung ist ein Witz, die Hälfte aller Knöpfe funktioniert nicht, das Zubehör fehlt oder ist kaputt. Was wäre, wenn diese Kamera statt 9,22 Euro 30 Euro kosten würde, komplett mit ordentlicher Bedienungsanleitung, verschenkfähiger Verpackung, Treiber-CD (oder wenigstens Download)? Ich hätte sie wohl dennoch gekauft, denn für sich betrachtet ist das Ding ziemlich prima.

Versteh' einer die Chinesen...

Sonntag, 3. April 2011

Dolce Fa niente

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So kann ein Sonntag auch aussehen: BMW-Koffer gepackt (Lästerei von der Prinzessin: "Wie lange brauchst du eigentlich, um zwei solche kleinen Köfferchen zu packen?"), geniale Route am Computer fürs Navi zusammengeklickt, früh aufgestanden und dann die BMW gesattelt - auf zum Gardasee. Jetzt, 415 km und ein halbes Dutzend Pässe später, sitze ich in Riva del Garda vor meinem Abendessen - Pizza della Casa - und weiß, was ich heute getan habe.  Morgen geht's schon zurück. Schade, ich könnte mich ans Nichtstun gewöhnen.

Posted via email from frank kemper's posterous

Donnerstag, 31. März 2011

Rechtzeitig zum Saisonstart: Erste Hilfe Reloaded

Sicherheit - wir alle wissen es - ist gerade bei Motorradfahrern das A und O. Und da bei den meisten Verkehrsteilnehmern die Teilnahme am Erste-Hilfe-Kurs ja schon ein paar Tage her ist, kommt ein kleiner Auffrischungs-Clip sicherlich nicht ungelegen. Deshalb - und nur deshalb - hier ein informativer kleiner Film aus England.



Was aus Sicht des besorgten Kradisten stört: Die Abnahme des Helms wird nicht gezeigt.

Aber das hätte vermutlich die Frisur ruiniert.

(Ach ja: Ton kann, muss aber nicht unbedingt.)

Samstag, 26. März 2011

Nordlichter über Tromsø

Ole Christian Salomonsen ist ein norwegischer Fotograf. Hier ist sein erstes großes Stop-Motion-Videoprojekt, es zeigt eins der faszinierensten Naturphänomene auf unserem Planeten: Die Nordlichter. Über eine Zeitspanne von sechs Monaten erstellte Salomonsen mehr als 50.000 Einzelbilder mit einem ziemlichen Gerätepark an DSLR-Kameras, Objektiven und Kamera-Dollys. Er selbst schreibt: "Mein Ziel war es, die faszinierenden Nordlichter in der Geschwindigkeit darzustellen, in der sie tatsächlich ablaufen."

Mehr über Salomonsen erfährt man auf seiner Website

Dienstag, 22. März 2011

In eigener Sache

Wenn die Analytics-Auswertung stimmt, dann hatte der Zonenblog in den vergangenen 30 Tagen erstmals mehr als 2.000 Seitenaufrufe von über 1.300 Besuchern.

Vielen Dank für dieses rege Interesse!

Go viral!

Der Herr Mittermeier macht Werbung für ein schweizerisches Kaltgetränk, und zwar viral:




Sehenswert. Ton ist Pflicht.

Montag, 14. März 2011

Motorbike & Bollywood

Die werbeagentur Wieden + Kennedy hat einen sehr schönen Werbespot für Royal Enfield gemacht.



(Ton sollte an sein, finde ich)

Sonntag, 13. März 2011

Kuhtreiben im Altmühltal

Darf man - während die Welt sorgenvoll nach Japan blickt und sich fragt, ob dort eine Katastrophe im Gang ist, die Tschernobyl noch in den Schatten stellen könnte - mit seinen Gedanken abschweifen und einfach einen Tag lang Spaß haben mit seinem neuen Spielzeug?
Ich finde: Ja. Die armen Japaner hat es extrem hart getroffen. Aber es hilft ihnen keinen Jota, wenn ich sorgenvoll zuhause sitze und zweiminütlich die diversen News-Seiten im Internet refreshe. Wer diese Haltung zynisch findet, der möge an dieser Stelle bitte mit dem Lesen aufhören.
Denn ich hatte diesem Samstag einen genialen Tag, mit meinem neuen Spielzeug und mit drei Spielkameraden. Nachdem ich mit meiner neuen BMW R1100GS bislang nur wenig gefahren bin, traf ich mich mit ein paar Kumpels aus dem TDM-Forum.
Die Voraussetzungen sind perfekt: Meine neue GS steht seit Faschingsdienstag auf neuen Reifen (Metzeler Tourance EXP), sie hat frisches Öl und neue Bremsflüssigkeit im Leib, ein neuer Kupplungszug macht das Kuppeln zum Vergnügen, und das Navi, das ich bereits an meiner Yamaha hatte, werkelt jetzt an der BMW. Die hässliche Topcase-Adapterplatte auf dem Gepäckträger ist ab (braucht noch einer ein Topcase? Bitte Mail!), statt dessen ist der originale Haltebügel wieder dran. Außerdem habe ich den Soziussitz abgenommen und statt dessen eine Tasche auf dem Rahmen befestigt, in der meine Regenklamotten auf ihren Einsatz warten (und das Ösi-Verbandspaket, das ich hoffentlich nie brauchen werde). Zwei weitere Sorgen haben sich vor der Tour in Luft aufgelöst: Das ABS besteht jetzt wieder den Selbsttest nach dem Start, nachdem mein Mechaniker die Ansteuerung geändert hat - und meine gute alte TDM ist vom Hof, am Tag zuvor hat sie ein netter Mensch gekauft, bar bezahlt und mitgenommen. Möge sein Spaß an ihr riesengroß sein.
An diesem Samstag sitze ich kurz vor neun auf der GS und drücke den Startknopf. Schüttelnd erwacht der 1083 ccm große Zweizylinder-Boxer zum Leben. Die ABS-Warnlampen blinken im Takt, das Antiblockiersystem ist im Selbsttest-Modus. Nach wenigen Metern ist ein scharfes Klacken zu hören, die Lampen gehen aus, das ABS ist aktiv. Im Navi habe ich eine Adresse in Markt Indersdorf eingegeben, eine knappe Stunde Fahrt rechnet der elektronische Lotse vor.
Seitdem ich das neue Motorrad habe, bin ich etwa 250 Kilometer damit gefahren, dennoch ist noch vieles ungewohnt. Zum Beispiel die Betätigung der Blinker, mit je einem Schalter links und einem rechts, und dazu noch einem Rücksteller rechts, nicht zu verwechseln mit der Hupe, die ist links. Wenigstens vergesse ich nicht, den Blinker nach der Kurve zurückzustellen, denn die Blinkerkontrollampen sind hell und auffällig. Mit jedem Kilometer merke ich, wie ich mich mehr an die GS gewöhne. Das leichte Abkippen in die Kurven, was mich zuerst noch irritierte, wird inzwischen als Wendigkeit dankend zur Kenntnis genommen, das leichte Eigenleben an der Hinterhand, das mir zunächst etwas Unsicherheit verschaffte, erweist sich als harmlose Lastwechselreaktion des Kardans.
Ich lande schnell in Markt Indersdorf bei Hans, einem geschätzten Mitglied des TDM-Forums und bekennendem Lästermaul. Die Straße vor seinem Haus sei unbefestigt, hatte er zuvor gepostet, ob das denn meine BMW auch schaffen würde...
Hans packt seine Frau Moni hinten auf seine Yamaha TDM 900 und fährt voran in Richtung Neuburg an der Donau, dort treffen wir an einer Esso-Tankstelle auf Hilmar, der mit seiner neuen Yamaha YZF 1200 Super Ténére da ist, Yamahas Antwort auf die große GS und Objekt der Begierde für viele TDM-Fahrer. Wir fachsimpeln ein Weilchen, trinken einen Kaffee, dann geht es los Richtung Kipfenberg. Dort geht es plötzlich über eine kleine, kurvige Seitenstraße steil einen Hügel hinauf, zum Denkmal für die geografische Mitte Bayerns, die sich hier befindet. Wir posieren für ein Gruppenfoto, als mich eine SMS erreicht: In einem japanischen AKW droht ein GAU, es hat sich eine Explosion ereignet. Hilmar hat bereits in verschiedenen Kraftwerken gearbeitet. Er beruhigt uns - das sei bestimmt nicht so schlimm, wie es aussieht. Sein Wort in Gottes Ohr.
Danach brechen wir wieder auf und fahren über die Jura-Hochstraße nach Eichstätt. Die beiden Kollegen fahren zügig und routiniert, aber nicht auf der letzten Rille. Tempolimits werden so interpretiert, dass auch eine Radarfalle nicht den Rest des Tages ruinieren würde. Und ich wundere mich über Moni. Sie folgt mit ihrem Körper so genau den Bewegungen von Hans, dass man von hinten gar nicht erkennen kann, dass sie zu zweit auf dem Motorrad sitzen - ein perfektes Team.
In Eichstätt fahren wir hoch zur Willibaldsburg. Es ist ein komisches Gefühl, mit dem Motorrad die steile Anfahrt zum Burginnenhof hochzufahren - als wir oben ankommen, sind wir fast allein dort. Aber die Wirtschaft hat schon offen, wir dürfen uns an den Stammtisch setzen und genießen die Frühlingssonne. Während wir Brotzeit machen, füllt sich der Hof, mehr und mehr Ausflügler - darunter auch viele Motorradfahrer nutzen die Gelegenheit und genießen den tollen Ausblick. Zeit für uns, unsere Kräder zu satteln und den sportlichen Teil des Tages zu beginnen. Doch zuvor braucht meine GS noch etwas Sprit. Wie viel sie genau verbraucht, konnte ich noch nicht ermitteln, aber der etwas größere Tank gegenüber der TDM gibt ihr mehr Reichweite.
Dann übernimmt wieder Hilmar die Führung und wir folgen der Altmühl über Dollnstein bis nach Treuchtlingen. Das ist eine der schönsten Motorradstrecken Oberbayerns, und uns kommen jede Menge motorisierte Kollegen entgegen. Die Kurven sind durchaus anspruchsvoll, aber speziell verkleidete Leitplanken zeigen, dass sich jemand um die Sorgen der Motorradfahrer gekümmert hat. Die Kollegen legen ein ordentliches Tempo vor, das ich aber halten kann. Das Schöne beim Fahren mit Guide ist, dass man sich um die Route nicht kümmern muss. Der Nachteil: irgendwann weiß ich nicht mehr, wo ich bin. Eine Kurve reiht sich an die andere, so langsam komme ich in den Flow.
Irgendwann ist es genug. Schließlich müssen wir auch noch nach Hause kommen. Über Monheim und Schweinspoint (den Ort gibt es wirklich) landen wir in Marxheim, wollen noch in Ruhe einen Kaffee trinken. Mittlerweile ist es 16 Uhr nachmittags, Marxheim hat komplett die Bürgersteige oben und mein Navi weist mich dezent darauf hin, dass es noch mehr als 110 km bis nach hause sind. Ich empfehle mich und trete die Rückreise an.
Das Navi leitet mich über die B16 und B13 in Richtung München. Nicht besonders anspruchsvoll zu fahren, aber man kommt voran. Hinter Pfaffenhofen an der Ilm weiche ich vom Kurs ab und folge einer Strecke, die ich vor über zehn Jahren oft gefahren bin - als Testredakteur einer Lkw-Zeitschrift. Über Scheyern, Triefing, Habertshausen, Priel, Petershausen und Hohenkammer lande ich schließlich in Unterschleißheim-Lohhof. Dort fahre ich auf die Autobahn und lasse die GS laufen. Über 180 schafft sie mit mir schwerem Kerl oben drauf - schneller muss es auch nicht gehen. Als ich zuhause ankomme, ist es viertel vor sechs. Rund 350 Kilometer bin ich an diesem Tag gefahren. Und ich weiß, was ich getan habe.